Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 327 Enzweihingen (Stadt Vaihingen a. d. Enz), ev. Pfarrkirche St. Martin 1565

Beschreibung

Grabplatte des Jeremias (auch: Hieronymus) von Taxis (Thurn und Taxis). Außen, erstes Denkmal der Südseite des Langhauses. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein mit Resten brauner Fassung. Aedikula-Rahmung, gebildet aus hohen, schmalen Balustersäulchen, im Feld Inschrifttafel, an Schnur aufgehängt, darunter Vollwappen; in den oberen Ecken Engelsköpfchen. Unterer Teil zerstört und mit Zement ausgeflickt.

Maße: H. (Teilmaß) 160, B. 87,5, Bu. 3,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. AN(N)O · D(OMI)NI · 1 · 5 · 6 · 5 · DEN / 8 · IVLLY · STARB · DER / EDEL · VND · VEST · IERMIE / VON · DAXIS · KAYSERLI:/:CHER · MAYSTAT · GEVES:/:NER · BOST · MAYSTER · ALL / HIE · ZV · ENTZWEIHING(EN) / GOT · VERLYCH · YM · AEIN / FREYLLICHE · AVFER/STEVNG · AMENa)

Wappen:
Thurn und Taxis

Kommentar

Der Grabstein dokumentiert Enzweihingens Rolle in der deutschen Postgeschichte als Poststation und dürfte eines der ältesten Zeugnisse für die Frühzeit des württembergischen Postwesens sein. In der Frühzeit dieser Organisation unter Kaiser Maximilian I. stand die aus Cornello bei Bergamo stammende Familie der Thurn und Taxis an der Spitze des Unternehmens. Der erste Posthalter in Enzweihingen war Jeremias (Hieronymus) von Taxis, Sohn des Johann Dax (= Tassis) (gest. 1517) und der Katharina, Tochter des Bartholomäus Taxis von Cornello. Er soll im Alter von 73 Jahren kinderlos und vermögend gestorben sein.1

Das hier wiedergegebene Wappen entspricht der 1512–1534 üblichen Form, nachdem die Familie 1512 in den deutschen Reichsadel aufgenommen worden war. Die 1534 durch Kaiser Karl V. verliehene Wappenbesserung – anstelle eines einköpfigen Adlers ein zweiköpfiger, wachsender Adler, Helmzier mit Krone – ist hier nicht berücksichtigt.2 – In der Ausführung steht das Denkmal zwei Adelsgrabmälern in Riet und Hemmingen nahe, die ebenfalls in den 1560er Jahren entstanden sind.3

Textkritischer Apparat

  1. Innerhalb der Schlaufe und im Schalltrichter des Posthorns sind Buchstaben erkennbar: „M“ bzw. „S WILD“. Es handelt sich um spätere Zutaten (Verewigungen).

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte vgl. M. Dallmeier, Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens 1501–1806. 2 Bde. Kallmünz 1977 (Thurn und Taxis Studien 9); M. Piendl, Thurn und Taxis 1517–1867. In: Archiv für deutsche Postgeschichte 1 (1967). – Zur Person des Jeremias vgl. W. Mauer, Die Kaiserlich Thurn und Taxissche Posthalterei in Enzweihingen 1519 bis 1812. Tübingen 1965 (Masch.).
  2. Vgl. Alberti II 838f.; M. Piendl, Das fürstliche Wappen. In: Thurn und Taxis-Studien 10 (1978) 108–123. – Vor 1512 zeigte das Stammwappen nur den Dachs, nach rechts schreitend, und das Hifthorn als Helmzier.
  3. Vgl. nrr. 318, 325 (1562, 1565).

Nachweise

  1. Klemm, Grabschriften 1874, Nr. 10, S. 39 nr. 14.
  2. M. Otto, in: HgW 1978, S. 15f. mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 327 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0032709.