Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 311 Großsachsenheim (Stadt Sachsenheim), ev. Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian 1559

Beschreibung

Epitaph des Hans Melchior von Sachsenheim und seiner Gemahlin Margaretha geborene von Venningen. In der Kapelle an der Nordseite des Langhauses, Ostwand. Hochrechteckige Platte aus gelbgrauem Sandstein, unterhalb der Mitte quer geteilt; oben Doppel-Aedikula mit den Figuren der Verstorbenen, die – bis zur Hälfte sichtbar – sich betend dem Kleinkruzifix zuwenden, das im Zwickelfeld der Arkatur angebracht ist; in den seitlichen Zwickeln je ein Wappen, am Postament der Pilaster zwei weitere Wappen; Engelsköpfe an der oberen Rahmenleiste. Die Inschrift unten durch Verwitterung und aufsteigende Feuchtigkeit angegriffen, die letzten zwei Zeilen (von insgesamt 11) zerstört.

Maße: H. 186,5, B. 113, Bu. 4,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Titulus des Kreuzes: INRI/Als · man · zalt · 1 · 5 · 5 · 9 · iar · am · V · tag · des · monats / Octobris · bezalt · der · edel · vnnd · vest · aüch · fromb · / hans · melchior · von · sachsenhaim · vff · erforder/ung · vnsers · herren · ihesv̈ · christi · die schv̈ld · / der · natv̈r · mit · vestem · glauben · vnd · gedült · / hernach · in · anno · 15 ⟨ ⟩ · verließ · auch · sein / ehelich · haüsfrawen · die edel · vnd · tügentsame / fraw · margaretha · von · sachsenhaim · geborne · vo(n) / veningen · das · zergenglich · wesen [. . . . . . . . . / . . . . . . . . . / . . . . . . . . . .]

Wappen:
SachsenheimVenningen
Alt-SachsenheimHirschhorn

Kommentar

Hans Melchior, Sohn des Reinhart von Sachsenheim1, heiratete 1542 Margaretha, Tochter des Conrad von Venningen und der Maria von Hirschhorn.2 Das Todesdatum der Frau – laut Kirchenbucheintrag 1569 Sept. 18 – wurde nicht nachgetragen.

Der Epitaph-Typus – betende Halbfiguren unter einer Arkatur, deren Brüstung die Inschrifttafel bildet – ist im Bearbeitungsgebiet ungewöhnlich. Das unmittelbare Vorbild scheint in diesem Fall das um 1553 entstandene Epitaph des Wilhelm von Janowitz und der Anna geborene von Sachsenheim in Tübingen, ein Werk des Joseph Schmid von Urach, gewesen zu sein.3 Anna war die Schwester Johann Melchiors von Sachsenheim. Auffallend ist, daß auch die Inschrift-Texte beider Denkmäler im Wortlaut weitgehend übereinstimmen. Die hier nicht erhaltene Schlußformel könnte daher ähnlich wie bei dem Tübinger Denkmal gelautet haben.4

Die Ausführung ist handwerklich. Dies trifft auch für die Gestaltung der Schrift zu. Im Verzicht auf Versalien erweist sie sich als Spätform einer gotischen Minuskel, in die Züge der Fraktur eingeflossen sind. Die Oberlängen sind gespalten, gebrochene Formen stehen neben solchen von kursivem Einschlag.

Anmerkungen

  1. Siehe Stammtafel Sachsenheim. – Der Grabstein des Hans Melchior ist 1955 im Chorboden liegend aufgefunden worden und fiel anschließend der Vernichtung zum Opfer; vgl. nr. 312.
  2. Humbracht 142.
  3. Dazu Demmler 1910, 112ff.; Fleischhauer, Renaissance 128.
  4. Dort heißt der Schluß: „… Anno [Todesdatum] verliesse auch diß Zergengklich wesen obgemalter Wilhalm von Janowitz · welchen baiden der herr durch Christum ein frewlichen vrstend verleichen vnd ewigelich trosten wölle.“

Nachweise

  1. OABVaihingen 1856, 146.
  2. Klemm, Grabschriften 1874, nr. 10, S. 40.
  3. Bachteler, Großsachsenheim 1962, 97.
  4. Bachteler, Stadtkirche Großsachsenheim 1984, 13f. mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 311 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0031104.