Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 301 Hochberg (Gem. Remseck a. N.), ev. Kirche nach 1555

Beschreibung

Grabdenkmal des Johann Dietrich Nothaft von Hohenberg und seiner Gemahlin Barbara geborene von Reischach. Im Langhaus links vom Chorbogen in die Westwand (Kirche nicht orientiert) eingelassen.1 Doppelgrabmal aus grauem Sandstein, bestehend aus zwei einander entsprechenden Teilen. Die Komposition folgt in allen Einzelheiten dem Doppelgrabmal des Wolf Nothaft und seiner Gemahlin Margarethe geborene von Nippenburg, der Eltern des Johann Dietrich, in derselben Kirche2; die Ausführung ist von anderer, schwächerer Hand; Umschriften A1, A2; auf dem Halsband des Hundes zu Füßen der Dame Monogramm B. Die linke Rahmenleiste ging bei der Versetzung an den jetzigen Standort verloren (Buchstabenverlust); auch rechts die Wappen beschnitten.

Wortlaut ergänzt nach Hartmann, Altertümer Hochberg.

Maße: H. 288, B. 110, Bu. 5,5–7 cm.

Schriftart(en): Fraktur; Wappen-Beischriften in erhaben gemeißelter Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A1

    Anno D(omi)ni ⟨15 92⟩ den / ⟨12 Augus(ti):⟩ ist in christo abgeschiden der Edel veste vnd christeliche Johann / Dietrich Notthafft welchenn / [Gott zür Ewich freüd vnd Herrlichkait aüferwecken würt amen] /

  2. A2

    Anno · domini ⟨1561 / denn · 11 · dece(m)bris⟩ ist in christo abgeschiden Die Edel vnd Gottselig Fraw Barbara / nothafteina) ain Geborne / Ryschach welche Gott zür Ewich freüd vnd seligkett aüfferwecken würt amen + /

  3. B

    M · G · V ·

     
Wappen mit Beischriften:
(Ritter:) (Dame:)
[NOT]HAFTb) REISACH NOTHAFT REIS[ACH]
[NIPPENBV]RG KALTEN[T]AL [NIPPENBVRG]c) [KALTENTAL]c)

Kommentar

Johann Dietrich Nothaft (geb. 1522) war nach dem Tode seines Vaters Wolf (gest. 1553) Ortsherr in Hochberg.3 Unmittelbar nach seinem Herrschaftsanstritt führte er die Reformation ein und renovierte die Ortskirche, was zur Neuausstattung als Familiengrablege Anlaß gegeben haben mag.4 Er war in erster Ehe mit Agatha von Kaltental, der Witwe des Wolf Philipp von Hirnheim (gest. 1546), verheiratet.5 Im Jahre 1555 Feb. 17 ging er eine zweite Ehe mit Barbara, Tochter des Eberhard von Reischach und der Elisabeth von Kaltental, ein6; ihr ist das Grabdenkmal gewidmet. In dritter Ehe war er mit Sara von Rotberg verehelicht.7 Da die Todesdaten beider Ehegatten nachgetragen sind, ist anzunehmen, daß das Denkmal im Anschluß an das elterliche Doppelgrabmahl des Wolf Nothaft und der Margarethe von Nippenburg in Auftrag gegeben worden ist, aber nicht mehr durch dessen Meister Joseph Schmid von Urach zur Ausführung kam, weil dieser 1555 verstorben war. Man begnügte sich mit der schwächeren Wiederholung durch eine einheimische Werkstatt – ein Verfahren, das ebenso beim Grabmal des Jerg von Kaltental (gest. 1554)8, eines nahen Verwandten in Aldingen, zu beobachten ist. – Das Monogramm B ist ungedeutet; vielleicht eher gekürzte Devise M(IHI) G(LORIA) V(IRTVS)?

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Durch Restaurierung zu NOTHAET verderbt.
  3. Seit 1854 hier fälschlich die Wappen Reischach und Sachsenheim.

Anmerkungen

  1. Ursprünglich im Chor der alten Hochberger Kirche, um 1840 als „ziemlich verletzt“ bezeichnet (Stälin); nach Abbruch und Neubau in die jetzige Kirche von 1854 übernommen.
  2. Vgl. nr. 298.
  3. Gabelkover-Waltz, Genealogia Nothafftiana nr. 137.
  4. Vgl. nr. 297.
  5. Vgl. nr. 295. – Durch sie kam die Verbindung mit dem Bildhauer Joseph Schmid von Urach zustande. Die von Fleischhauer vorgeschlagene Zuschreibung an eine Stuttgarter Werkstatt ist nicht einleuchtend; vgl. Fleischhauer, Ludwigsburg 163ff. und oben Einleitung S. XXXVIII.
  6. Vgl. Stammtafel Reischach.
  7. Vgl. nr. 438a.
  8. Vgl. nr. 300.

Nachweise

  1. Gabelkover, Genealogia Nothafftiana nr. 137.
  2. Hartmann, Altertümer Hochberg 3f.
  3. OABWaiblingen 155.
  4. Stälin, Denkmale 227.
  5. Streng, Hochberg I, 154 (Masch.).

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 301 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0030107.