Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 300 Aldingen (Gem. Remseck a. N.), ev. Pfarrkirche St. Margaretha nach 1555

Beschreibung

Grabdenkmal des Jerg (Georg) von Kaltental. Im Chor, schräg zwischen Sakristeitür und Nordseite des Chorbogens aufgestellt. Sandstein. Die Komposition stimmt in allen Einzelheiten mit dem Grabdenkmal des Wolf Philipp von Hirnheim (gest. 1546)1 in derselben Kirche überein. Abweichend von diesem Vorbild ist hier das Fragment eines Giebels mit Rundscheibe als Füllung und mit Volutenauslauf an den Seiten erhalten. Stoßschäden; es fehlen das Oberteil des Marschallstabes, der Schwertgriff, die Füße und Teile der Helmzieren.

Maße: H. ca. 350, B. 142, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Fraktur; Wappen-Beischriften in Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. An(n)o · d(omi)ni · ⟨1554⟩ · / vff · den · ⟨3⟩ · tag · des · monats · marcii · ⟨starb⟩ · der Edell · vnd · vest Jerg · von · / kaltental dem got der / Almechtig · verlich · mit · sampt · allen · gelowigen · ajin · frowlichen · vfferstehunga) Ame(n)

   
Wappen-Beischriften:
KALTENTAL NAIHVSA
SACHSENHEIM NAIHVSA

Kommentar

Georg war ein Sohn des Georg von Kaltental zu Aldingen (gest. 1536) und der Walburg von Ellerbach (gest. 1525).2 Als Nachfolger seines Vaters wurde er von Württemberg mit einem Anteil an der Ortsherrschaft Aldingen belehnt.3 Die Wappen beziehen sich auf seine Ehefrauen Maria von Neuhausen, Barbara von Sachsenheim4 und Dorothea von Neuhausen.5 Das Denkmal ist eine schwächere Wiederholung des Grabmals für Wolf Philipp von Hirnheim, den Schwager des Verstorbenen, ebenfalls in der Aldinger Kirche. Dieses Vorbild war wenige Jahre zuvor von dem damals im Herzogtum Württemberg führenden Bildhauer Joseph Schmid von Urach geschaffen worden.6 Da Schmid 1555 offensichtlich überraschend während seiner Aufträge für die herzogliche Grablege in Tübingen verstarb, kam er für einen weiteren Auftrag für Aldingen ohnehin nicht mehr in Frage. Man begnügte sich mit einer Kopie durch eine einheimische Werkstatt – ein Verfahren, das mehrfach praktiziert wurde.7 Nach der kopialen Überlieferung bei Hopff waren für Jerg von Kaltenthal in der Kirche drei Denkmäler vorhanden: ein ‚Epitaphium’ mit der Inschrift Anno 1554 vff den 3ten Tag des Monats Martij starb der Edel und Vest Jerg von Kaltental dem gott gnad (vielleicht ein hölzerner Totenschild?), ein ‚stehender Stein’ mit der Inschrift Anno Domini 1554 vff den dritten Tag des Monats Martij starb der Edel und Vest Jerg von Kaltenthal dem Gott eine fröliche auferstehung verleyhe Amen und ein ‚ligender Stein’, dessen Inschrift der des erhaltenen Grabmals entspricht.8

Textkritischer Apparat

  1. Bei einer Renovierung zu vfferstegung verändert, ursprüngliche Schreibung noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 294.
  2. Vgl. nrr. 238, 260 und Stammtafel Kaltental.
  3. Pfeilsticker 1516.
  4. Vgl. nr. 257.
  5. Vgl. nr. 321.
  6. Vgl. nr. 294 und oben Einleitung S. XXXVIII.
  7. Zur Frage Original-Replik-Wiederholung vgl. oben Einleitung ebd. Von derselben einheimischen Werkstatt wurde ein weiteres Werk des Joseph Schmid nach 1561 wiederholt: das Grabdenkmal des Wolf Nothaft (gest. 1553) und seiner Gemahlin in Hochberg für Dietrich Nothaft (gest. 1592) und dessen zweite Gemahlin Barbara von Reischach (gest. 1561). Dietrichs erste Gemahlin, die Witwe Agatha von Hirnheim geborene von Kaltental (gest. 1553) – vgl. nr. 295 – hatte Joseph Schmid nach Hochberg vermittelt.
  8. Hopff, Stuttgart HStA A 155 Bü. 64 (1702).

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 157.
  2. G. F. Müller, Aldingen 30.
  3. Fleischhauer, Ludwigsburg 1968, 165.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 300 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0030009.