Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 298 Hochberg (Gem. Remseck a. N.), ev. Pfarrkirche um 1553

Beschreibung

Grabdenkmal des Wolf Nothaft von Hohenberg und seiner Gemahlin Margarethe geborene von Nippenburg. Im Chor (nicht orientiert), an der linken Seitenwand. Einheitlich geplantes Doppelgrabmal, bestehend aus separat gearbeiteten, gleichgroßen Teilstücken aus Sandstein. Die Komposition folgt dem Aldinger Grabmal für Wolf Philipp von Hirnheim (gest. 1546) bzw. dem für seine Frau Agatha (gest. 1553).1 Anders als die dort räumlich getrennt aufgestellten Denkmäler sind hier beide Stücke nebeneinander in den knappen Chorraum eingepaßt, wobei sie außen beschnitten werden mußten.2 Die Figuren sind nicht nach dem Aldinger Vorbild gebildet: hier steht der Ritter barhäuptig in deutlichem Kontrapost neben der Dame im Brokatmantel mit Puffärmeln und einer Haube mit Maulbinde; beide trugen ursprünglich einen Rosenkranz. Umschriften A1, A2; auf dem Halsband des Hundes zu Füßen der Dame Monogramm B. Zahlreiche Bruchschäden; Hände, Dolchspitze, Fußspitze des Ritters, die unteren Wappen der Frau sind verfälscht, die äußeren des Mannes beschnitten, Schäden an den Schriftteilen im Sockelbereich.

Maße: H. 284, B. (linkes Denkmal) 110, (rechtes Denkmal) 112, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Fraktur; erhaben gearbeitete Kapitalis bei den Wappen-Beischriften.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A1

    Anno d(omi)ni · 1553 · / vff den · 22 · tag September starb der Edell vnd vest Wolff nothafft / dem G[ott der] Almechtig / verlich mit sampt alle gelebigen ain frewlichen vffersteung amen

  2. A2

    Anno d(omi)ni · 1540 · / vff den · 6 · tag deß Jennerß starb die Edel vnd tugentsam Fraw Margretta / notheftin gebo[rene] vonn / vona) nippenburg derr Gott der Almechtig welle gnedig sein amen

  3. B

    M · G · V ·

     
Wappen mit Beischriften:
(Ritter:) (Dame:)
[NOT]HAFT KALTENTAL NIPPENBVRG ZEITERN
[TVR]RIGEL KAI/IEBA NIPPENBVRG3) KALTENTAL4)

Kommentar

Wolf war der Sohn des Georg Nothaft (gest. 1516) und der Margret von Kaltental. In der Nachfolge seines Vaters war er Ortsherr zu Hochberg.5 Seit 1514 war er mit Margarethe von Nippenburg verheiratet. Die vier Wappen beziehen sich auf seine Großeltern, Peter Nothaft zu Hochberg und Afra Türriegel von Rigelstein6 sowie Hans von Kaltental zu Aldingen und Elisabeth Kaib von Hohenstein.7 Margarethe war eine Tochter des Hans von Nippenburg zu Schöckingen (gest. 1540) und der Margarethe von Zeutern (gest. 1520).8 Die Wappen gehören den Großeltern der Verstorbenen, von denen nur Michael von Nippenburg (gest. 1473) und dessen zweite Ehefrau Barbara von Reischach (gest. 1519) namentlich bekannt sind. – Das Monogramm B (gekürzte Devise?) ist ungedeutet. Das Grabmal wurde vermutlich unmittelbar im Anschluß an die beiden Aldinger Denkmäler von dem Uracher Bildhauer Joseph Schmid geschaffen.9 Da dieser 1555 starb, wird der Auftrag entweder noch zu Lebzeiten des Wolf Nothaft vor 1553 oder aber durch dessen Sohn Hans Dietrich (gest. 1592) veranlaßt sein. Die Verbindung mag über Agatha von Kaltental (gest. 1553) zustandegekommen sein; denn diese heiratete als Witwe den Hans Dietrich Nothaft (Jahr der Eheschließung nicht bekannt).10 Daß die Hochberger Denkmäler nicht später als 1553 entstanden, könnten die Rosenkränze in Händen der Verstorbenen nahelegen; nach der Einführung der Reformation in Hochberg durch Hans Dietrich 1553 waren diese wohl nicht mehr denkbar. Die Schrift ist in Hochberg wie in Aldingen von der gleichen Hand und stimmt mit der flüssigen, feinstrichigen Fraktur anderer Denkmäler der Schmid-Werkstatt überein.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Vielleicht 1852/54 falsch restauriert.

Anmerkungen

  1. Vgl. nrr. 294, 295; dort ausführliche Beschreibung, Bemerkungen zur hier erstmals ausgesprochenen Zuschreibung und Literaturangaben. Fleischhauers vage Erwägungen einer „Stuttgarter Werkstatt“ sind damit überholt.
  2. Die Denkmäler wurden 1852 bis 1854 restauriert, als die Kirche neu gebaut wurde; zur Baugeschichte vgl. nr. 297. Da der Löwe zu Füßen des Ritters unten wie abgesägt aussieht, ist der Verdacht nicht auszuschließen, daß die beiden Denkmäler ursprünglich doch nicht nebeneinander standen und daß das linke geringfügig höher war.
  3. Wappen neu; ursprünglich Beischrift REISACH.
  4. Wappen neu; ursprünglich Beischrift SACHSENHEIM; vgl. Hartmann, Altertümer Hochberg (1845) 2.
  5. Gabelkover-Waltz, Genealogia Nothafftiana nrr. 57, 58, 96. – Die Eheverbindung fehlt bei Bucelin und Schilling.
  6. Gabelkover-Waltz a. a. O. nrr. 31, 32.
  7. Bucelin II. 2. M. Schilling 359.
  8. Vgl. nrr. 227, 266 und Stammtafel Nippenburg.
  9. Wie Anm. 1.
  10. Eine weitere Verbindung zu Joseph Schmid ist über das Grabmal des jugendlichen Ritters Hans Philipp Nothaft (gest. 1549) in der Uracher Stadtkirche greifbar; dieser war ein Sohn des verstorbenen Paares. Das eigenhändig von Schmid geschaffene Denkmal stellt eine – um Kranzgesims und Sockel reduzierte – Replik der Aldinger und Hochberger Denkmäler dar. – Hans Dietrich Nothaft ließ das Denkmal seiner Eltern von schwächerer Hand für sich und seine zweite Frau wiederholen; vgl. nr. 301.

Nachweise

  1. Gabelkover-Waltz, Genealogia Nothafftiana nrr. 96, 97.
  2. Hartmann, Altertümer Hochberg 1845, 2f.
  3. OABWaiblingen 1850, 155.
  4. Fleischhauer, Ludwigsburg 1968, 164 mit Abb.
  5. Fleischhauer, Renaissance 1971, 126.
  6. Streng, in: HgW 5 (1954) 44 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 298 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0029806.