Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 292 Nippenburg (Gem. Schwieberdingen), Schloß und Hofgut (Graf Leutrum v. Ertingen) 1483, 1552, 1564, 1574, 1600

Beschreibung

Bauinschriften und Wappensteine im Bereich der mittelalterlichen Höhenburg über dem Glemstal und des oberhalb auf der Hochfläche gelegenen Hofgutes. Material gelber Sandstein.

I. Im Bereich der Burgruine – einer Ringmaueranlage des 12.–15. Jahrhunderts mit Schildmauer, Zwinger und Vorburg – ein Wappenstein (A) an der Scheuer rechts vom Burgtor: Eckquader mit Wappen, geteilter Jahreszahl und Stz. nr. 4; an der Innenseite der Umfassungsmauer des ehemaligen Palas eine Bauinschrift (B): Aedikula mit Umschrift auf dem Rahmen, im Feld unter Stichbogen Wappen in Relief.

Maße: H. ca. 30, B. ca. 70, Bu. ca. 12–15 cm.

Schriftart(en): Gotische Ziffern.

  1. A

    1 4 [Wappen] 8 3 ·/

Wappen:
Nippenburg

Maße: H. 92, B. 61, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. B

    AN(N)O D(OMI)NI · 15 · 64 · / HAT PHILLIPS VO(N) NIPENBVRGa) / : ERBSHENCK DISEN BAV · / MIT GOT VOLLENTAT /

 
Wappen:
Nippenburg

II. Im Bereich des Herrenhauses, einem Barockbau von 1721, über dem Haupteingang eine Wappenkartusche (A) mit Beschlagwerk-Rahmen, vermutlich vom Vorgängerbau stammend: oben Jahreszahl (erhaben gearbeitet), darunter drei Vollwappen, in der Konsolzone dreizeilige Inschrift in Beschlagwerk-Rahmung; an der westlichen Giebelseite über einem Fenster des Erdgeschosses eine Bauinschrift (B) auf hochrechteckiger Tafel ohne Rand: oben Inschrift (achtzeilig), unten zwei Wappenschilde.

Maße: H. ca. 100, B. ca. 80, Bu. ca. 2,5–3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    1 6 0 0 / WILHELM VO(N) NIPPE(N)BVRG GVOT / BAVWT DIS HAVS GOTT / BHALTS IN HVOT · /

 
Wappen:
Nippenburg Nippenburg Flehingen

Maße: H. ca. 70, B. ca. 60, Bu. ca. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.1

  1. B

    Ano d(omi)ni · 1552 · iar · hatt · / weiland · des · edlen · vnd · / · vesten · hans · von · / [N]ippenbvrg · Des · ivngern · nach/ gelasne · WittWe · fraW · / Anna · geborne · bürg / greffin · hatt · dise · / · scheurn · bawen · lavsen /

 
Wappen:
Nippenburg (geviert) Burggraf

III. Im Bereich der Wirtschaftsgebäude des Hofgutes: an dem einstöckigen Stallgebäude links von der oberen Toreinfahrt, datiert an einem Türgewände 17602, Tafel mit Bauinschrift (A), vermutlich von einem älteren Gebäude stammend: Aedikula mit zwei Wappen und Inschrift; an einem Wohngebäude im Wirtschaftshof über der Eingangstür: Wappenstein (B), oben Spruchband mit Jahreszahl, darunter zwei Wappen.3

Maße: H. 66, B. 58, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    AN(N)O 1574 · / HAT DER EDEL / VND VEST FRI = / DERICH V(ON) · NIPPEN/BVRG DES FIRSTE(N)TVMS / WIRTENBERG ERBSCHICKb) / VND SEIN LIEBE HAVS/FRAW KINGETIN VON / NIPPENBVRG GEBORNE / GÖLERIN MIT GOTES / HILF DISIN BAVW AN/GEFANGEN ZV BAVWEN /

 
Wappen:
Nippenburg Göler von Ravensburg

  1. B

    1 · 6 · 3 · 2 · /

 
Wappen:
Stockheim Nippenburg

Die verschiedenen Inschriften und Wappensteine – an den meist aus neuerer Zeit stammenden Gebäuden des Hofgutes als Spolien älterer Bauteile angebracht – spiegeln die Besitzgeschichte, ohne daß die Baugeschichte im einzelnen ersichtlich wäre. Nach der 1160 erstmals genannten Burg nannte sich das Adelsgeschlecht gleichen Namens, das seit 1275 bezeugt ist. Die Bauherren der einzelnen Bauteile begegnen auch auf ihren Grabmälern, so Hans d. J. (gest. 1544) und seine zweite Gemahlin Anna Burggraf (gest. 1576)4 aus der Unterriexinger Linie, Philipp d. J. (gest. 1565) sowie Friedrich (gest. 1591) und seine zweite Gemahlin Kunigunde Göler (gest. 1598)5 aus der Hauptlinie, schließlich Wilhelm (gest. 1609) und seine Gemahlin Maria von Flehingen (gest. 1631)6, der den Besitz an seinen Schwiegersohn Johann Heinrich von Stockheim, Gemahl der Erbtochter Anna Benedicta, vererbte.7 Von den Stockheim kam die Burg 1646 durch Heirat an die Leutrum von Ertingen.

Textkritischer Apparat

  1. N retrograd; die Schrift ist links und unten nach außen gewendet.
  2. So für ERBSCHENK.

Anmerkungen

  1. Zu dieser Spätform der Minuskel vgl. oben Einleitung S. XLVI; die Wappentafel wurde von derselben Werkstatt gearbeitet, die mehrere Nippenburg-Denkmäler für Unterriexingen schuf – vgl. bei nr. 270.
  2. Im Türstürz: M · F · V · L · / 1 · 7 · 60 · /
  3. Auf weitere, nicht mehr vorhandene oder bis zur Unkenntlichkeit zerstörte Wappensteine kann hier nur verwiesen werden: Wappenstein Nippenburg/Göler von 1563, Wappenstein des Friedrich von Nippenburg von 1567 (erwähnt bei Paulus, Neckarkreis 373; Schübelin, Nippenburg 9).
  4. Vgl. nrr. 272, 363.
  5. Vgl. nr. 328.
  6. Vgl. nrr. 536, 537.
  7. Vgl. nr. 589. – Zur Genealogie vgl. jeweils die Stammtafeln Nippenburg.

Nachweise

  1. Schübelin, Nippenburg 1916, 8ff.
  2. Burgen und Schlösser im Kreis Ludwigsburg. Ludwigsburg 1981, 148ff.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 292 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0029202.