Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 282† Steinheim a. d. Murr, ehem. Kloster Mariental 1548

Beschreibung

Grabdenkmal der Priorin Katharina Gaisberg. Der Stein wird als rechteckige Platte mit umlaufender Randinschrift beschrieben; im Mittelfeld zeigte er ein lebensgroßes Relief der Verstorbenen, in den Händen ein im Beutel hängendes Buch (Beutelbuch?) und ein Rosenkranz mit anhängendem Reichsapfel, dem Klosterzeichen. In den unteren Ecken je ein Wappen. Das Denkmal wurde zusammen mit drei anderen Steinen im Mai 1781 vom damaligen Klosterhofmeister Scheid aus der zerstörten Kirche geborgen und auf Befehl des württembergischen Herzogs Karl Eugen in eine Kapelle des neu erbauten Schlosses Hohenheim überführt.1 Der Stein ist verschollen.

Scheids Beschreibung hat sich erhalten.2

  1. ANNO DOMINIa) · 1548 · IN · 26 · DIE MENSIS / MARTII INTER UNDECIMAM ET DUODECIMAM DIEI HORAM SUAM EXHALABAT ANIMAM / HONESTA MATER PRIORISSA / CATHERINAb) GEISBERGINc) SUI PRIORATUS 27 · COMIGRAVIT IN COELUM ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn, am 26. Tag des Monats März zwischen der elften und zwölften Tagesstunde hauchte ihre Seele aus die ehrwürdige Mutter Priorin Katharina Geisberg; im 27. (Jahr) ihres Priorates wanderte sie in die Ewigkeit.

Wappen:
GaisbergFünfer3

Kommentar

Die Verstorbene war eine Tochter des württembergischen Untervogts zu Schorndorf Nikolaus Gaisberg (gest. 1505) und seiner Ehefrau Barbara Fünfer (gest. 1510).4 Fragmente ihrer Grabplatte mit textgleicher Inschrift wurden 1969 in Steinheim aufgefunden; da auf ihnen die Reste eines Balkenkreuzes im Mittelfeld noch zu identifizieren sind, kann es sich nicht um die von Scheid beschriebene Platte handeln.5 – Die Wendung comigravit in coelum spiegelt das Eindringen humanistischer Wendungen in die Inschriftformulare.6

Textkritischer Apparat

  1. Scheids zweite Abschrift kürzt DNI.
  2. Ebd. CATHARINA.
  3. Ebd. GAISBERGIN.

Anmerkungen

  1. Vgl. nrr. 148, 207, 218. – In der älteren Literatur wird die Überführung fälschlich auf 1701 datiert: Scholl, Steinheim 25 Anm. 78.
  2. F. von Gaisberg-Schöckingen, Zur Geschichte der Freiherren von Gaisberg, in: BllWürttFamilienkunde 4 (1931) 105.
  3. Scheid beschreibt ‚fünf Vögel’.
  4. Gaisberg a. a. O. I 31, I 51; Pfeilsticker 2770.
  5. Vgl. nr. 283.
  6. Dazu P. Buxtorf, Die lateinischen Grabinschriften in der Stadt Basel, Basel 1940, 184ff., insb. 188; das Kompositum commigrare dort nicht belegt.

Nachweise

  1. Closter Steinheim Verzeichnuß Derjenigen 3. Grabsteine, HStA Stuttgart A 524, Bü. 9.
  2. Scholl, Steinheim 25 Anm. 78.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 282† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0028205.