Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 270 Unterriexingen (Stadt Markgröningen), Frauenkirche 1543

Beschreibung

Grabdenkmal des Sebastian von Nippenburg. Innen an der Nordwand des Langhauses, dritter Stein von rechts. Rechteckige Sandsteinplatte mit umlaufender Randinschrift zwischen Linien. Fuß- und Kopfleiste deuten Sockel und Gesims an. Im Mittelfeld Relief des Verstorbenen im Harnisch, stehend mit betend zusammengelegten Händen nach rechts gewandt, den Helm abgelegt. Auf dem Rand, in Kopf- und Hüfthöhe, je zwei Wappenschilde. Der Stein wurde 1891 restauriert, die Inschrift nachgearbeitet und schwarz ausgezogen.1 Verwitterungsschäden, insbesondere im unteren Teil.

Maße: H. 218, B. 105, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Annoa) d(omi)ni 1543 vff freytag nach / triu(m) regu(m) starb der gestreng Edelb) / u(nd) Er(n) vestb) Sebastianc) von / nyppenburgd) Ritter dem gott genedig sey /

Datum: 12. Januar.

Wappen:
Nippenburg (geviert)Berg
HeimerdingenLaubenberg

Kommentar

Die Wappen bilden eine Ahnenprobe des Verstorbenen. Sebastian war ein Sohn des Hans von Nippenburg und der Anna von Berg. Im Jahre 1498 erbte er von seinem Vatersbruder Ludwig den von Württemberg zu Lehen gehenden Teil des Dorfes Unterriexingen samt der Burg.2 Er war württembergischer Rat (1500), Obervogt zu Brackenheim und Lauffen (1506/07, 1515/16) und Amtmann zu Weinsberg (1512, 1517). Nach der Vertreibung Herzog Ulrichs I. von Württemberg war er von 1529–1534 einer der österreichischen Statthalter in Württemberg. Bei Ulrichs Rückkehr verlor er alle Ämter, durfte jedoch sein Lehen behalten.3 Sebastians Ehefrau Elisabeth von Schellenberg liegt gleichfalls in der Frauenkirche begraben.4 Das Denkmal des Ritters ist von einem namentlich nicht bekannten Künstler gearbeitet worden, der eine ganze Anzahl weiterer Grabmäler für die Frauenkirche geschaffen hat, unter anderem das Denkmal für Sebastians Sohn Hans, eine Wiederholung des hier vorliegenden Steines.5 Die Schriftform ist charakteristisch: Rundungen sind vermieden (b, d, g mehrfach gebrochen, o sechseckig), als Versalien zweibauchiges E, unziales M, weit geöffnetes, gebrochenes V.

Textkritischer Apparat

  1. Versalie in Fraktur.
  2. Versalie zweibauchiges E.
  3. Versalie in gespiegelter Kapitalis.
  4. Falsch restauriert zu Nippenburg, ursprüngliches Schriftbild noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Leutrum, Frauenkirche 25f.
  2. Rau, Nippenburg, in: LudwigsburgerGbll 23 (1971) 7, 20f. – Vgl. nr. 159 und Stammtafel Nippenburg.
  3. Bernhardt I 521f. – Vgl. Pfeilsticker 1092, 1130, 2252, 2519, 3029; Th. Schön, Regesten Nippenburg, in: Leutrum, Frauenkirche 147–159 mit weiteren, teilweise von Bernhardt leicht abweichenden Daten.
  4. Vgl. nr. 280.
  5. Vgl. nr. 272. – Weitere Wiederholungen dieses Rittergrab-Typs in Flehingen, gefertigt um 1542; vgl. DI. XX (Karlsruhe) nrr. 180, 181. Von demselben Meister auch die in Flachrelief gearbeiteten Figuren-Grabplatten für Damen aus Sebastians Verwandtschaft; vgl. nrr. 253, 268.

Nachweise

  1. Troll-Reyscher, in: WürttJb. 1836, S. 172.
  2. Leutrum, Frauenkirche 34.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 270 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0027002.