Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 207† Steinheim a. d. Murr, ehem. Klosterkirche St. Maria 1511

Beschreibung

Grabmal der Ursula von Ramstein. Ehemals im Fußboden der Kirche. Die rechteckige Steinplatte trug eine umlaufende Randinschrift, im Mittelfeld ein lebensgroßes Relief der Verstorbenen mit Rosenkranz und einem Gebetbuch im Beutel (Beutelbuch?). Links unten ein Wappen. Der Stein wurde zusammen mit drei anderen1 im Mai 17812 vom damaligen Klosterhofmeister Scheid aus der zerstörten Kirche geborgen und auf Befehl des Herzogs Karl Eugen von Württemberg nach Hohenheim geführt, um in der Kapelle des neu erbauten Schlosses aufgestellt zu werden; er ist verschollen.3

Inschrift zitiert nach Scheid.

  1. Annoa) Salutis 1511. / ipso die Sancti Dionisiib) obiit venerabilis materc) soror / Ursula de Ramstein, quae prima / post reformationem in officio prioratus 34. annisd) digne praefuit.

Übersetzung:

Im Jahr des Heils 1511, am Tag des heiligen Dionysius (9. Oktober) starb die ehrwürdige Mutter, Schwester Ursula von Ramstein, die als erste nach der Reform das Amt der Priorin 34 Jahre lang würdig innehatte.

Wappen:
Ramstein4

Kommentar

Die Verstorbene stammte aus elsässischem Adel und war Nonne im Dominikanerinnenkloster Unterlinden in Colmar. 1478 wurde sie zusammen mit Kunigunde von Ramstein, wohl ihrer Schwester, zur Reform des Klosters Mariental nach Steinheim berufen. Die Aussage der Inschrift, sie habe 34 Jahre lang das Priorat innegehabt, läßt den Schluß zu, daß die beiden Nonnen unmittelbar nach ihrer Ankunft in Mariental die damalige Priorin Anna von Helfenstein abgesetzt haben.5

Textkritischer Apparat

  1. Eine zweite Variante der Abschrift setzt Ano.
  2. Die zweite Variante liest Dionysii.
  3. Die erste Variante kürzt mt.
  4. Erste Variante anis.

Anmerkungen

  1. Vgl. nrr. 148, 218, 282.
  2. Nicht im Jahre 1701, wie in der älteren Literatur angegeben: Scholl, Steinheim 25.
  3. F. von Gaisberg-Schöckingen, Zur Geschichte der Freiherren von Gaisberg, in: BllwürttFamilienkunde 4 (1931) 105. – Vgl. auch nr. 358.
  4. Aufsteigende Spitze (Siebmacher, Elsaß 17), von Scheid als Sparren gedeutet.
  5. Vgl. nrr. 118, 148.

Nachweise

  1. Closter Steinheim Verzeichnuß Derjenigen 3. Grabsteine, Stuttgart HStA, A 524, Bü. 9.
  2. Scholl, Steinheim 25.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 207† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0020709.