Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 202 Besigheim, ev. Stadtkirche St. Cyriakus um 1510?

Beschreibung

Gewölbemalerei mit Inschrift im Chor. Im ersten querrechteckigen Joch nach dem polygonalen Chorschluß. Vierteiliges Kreuzgewölbe; vom Schlußstein gehen vier gemalte Fahnen aus mit den Schildfiguren des württembergischen Wappens. Hinter der nach Osten weisenden Fahne in der Mittelachse großer gemalter Palmbaum mit verzweigten Wurzeln. Um seinen Stamm wickelt sich ein Schriftband; Buchstaben schwarz auf weißem Grund. Schrift verblaßt.

Maße: Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Attempto /

Wappen:
Fahnen-Figuren: Hirschstangen, Wecken von Teck, Fische von Mömpelgard, Reichssturmfahne.

Kommentar

Nachdem Besigheim der Markgrafschaft Baden 1462 in der Schlacht bei Seckenheim verlorenging, war es bis zur Eroberung durch Herzog Ulrich von Württemberg 1504 an Kurpfalz verpfändet. Die Gewölbemalerei muß in der ersten Herrschaftsperiode des Herzogs vor dessen Vertreibung 1519 entstanden sein.1 Daß Ulrich die Devise und das Emblem seines Vorgängers Eberhard im Bart – Attempto verbunden mit dem Palmbaum2 – ebenfalls führte, ist durch Siegel Ulrichs aus der Zeit zwischen 1498–1550 erwiesen.3

Die technische Ausführung der dekorativen Rankenmalerei an den Schnittpunkten der Rippen in Rötel und Schwarz erinnert an die – fälschlich Jörg Ratgeb zugeschriebene – dekorative Malerei in verschiedenen Räumen des Klosters Maulbronn sowie in den Kirchen von Lienzingen (Pfarrkirche), Illingen (alle Enzkreis), Vaihingen (Peterskirche) und Eberdingen, welche zwischen 1490 und 1523 datiert ist.4 Im Maulbronner Herrenrefektorium sind ebenfalls Wappenmotive des württembergischen Herzogswappens spielerisch in die Dekoration einbezogen (dort datiert 1517).5 Da auch Maulbronn erst 1504 in württembergischen Besitz kam, dokumentiert die Gewölbemalerei dort wie hier den politischen Besitzanspruch.

Anmerkungen

  1. Die Wandmalereien einer früheren Periode, entstanden kurz nach der Chorweihe 1383, in drei Streifen an der Nordwand des Chores; keine Beischriften. Alle Malereien wurden 1954 aufgedeckt und durch W. Hammer, Ulm, konserviert.
  2. Vgl. nr. 120.
  3. Vgl. Alberti, Einleitung S. X und Taf. VI, 3.
  4. Vgl. dazu nr. 233 (Eberdingen 1523).
  5. In Kat. Kloster Maulbronn 1178–1978, Kat. nr. 51, ohne Grund ins 17. Jahrhundert gesetzt.

Nachweise

  1. Adelmann, in: Heilige Kunst 1956, 5ff.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 202 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0020209.