Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 177 Mundelsheim, Kilianskirche 15. Jh.? (1451?, 1461?)

Beschreibung

Fragmentarisch erhaltene Grabplatte eines Mitglieds der Familie von Urbach. Innen an der Ostwand des Chores, dritter Stein von links. Die rechteckige Sandsteinplatte, auf deren Rand eine Inschrift zwischen eingehauenen Linien umläuft, ist sehr verstümmelt. Oberer und unterer Rand sind weggehauen, auf dem rechten Rand ist der obere Teil der Schriftzeile durch eine nachträglich eingehauene Nut zerstört. Auf dem linken Rand ist die Inschrift oben durch eine breite Nut ganz weggehauen, im unteren Teil, wo die Nut schmaler ist, haben sich noch einige abgeschnittene Buchstabenfüße erhalten, deren Bedeutung unklar ist. Lesbar sind somit nur Ende und Anfang der Inschrift, die in der Mitte der rechten Randzeile beginnt. Im Mittelfeld ein Wappenschild und die Umrisse einer weggeschlagenen Helmzier.

Maße: H. 146, B. 96, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [a]nno · domini · mc [ccc]/[. . .] · [. . . . . . . . . ./ . . . . got · gnedig · ] si

Wappen:
Urbach.

Kommentar

Die Herren von Urbach1 saßen vom 14. Jahrhundert bis 1508 als badische Lehnsleute in Mundelsheim.2 Der Stein läßt sich zeitlich eingrenzen, wenn man annimmt, daß Crusius ihn seinerzeit sah; überliefert wird bei ihm wörtlich die Grabschrift des Michael von Urbach (gest. 1461) in lateinischer Sprache3, außerdem erwähnt er den Tod des Bernold von Urbach (gest. 1451).4 Auf ihn könnte sich das vorliegende Denkmal beziehen. Er war ein Sohn des Hans von Urbach zu Schaubeck und Mundelsheim, besaß von 1420–1432 Burg Schaubeck5, seit 1440 Höpfigheim.6 Zusammen mit seinen Brüdern befestigte er das Dorf Mundelsheim und ließ es 1422 zur Stadt erheben. Nach der Zerstörung des Ortes (1440)7 stiftete er mit seiner Ehefrau Anna von Venningen 1450 eine Jahrzeit in die Kilianskirche.8 Wegen eines Streites mit Wolf Schilling wurde er im Jahre 1445 vom Rottweiler Hofericht geächtet.9

Die Minuskel ist relativ breit und gedrungen und zeigt keine erkennbaren Ober- und Unterlängen.

Anmerkungen

  1. Stammsitz Oberurbach (Rems-Murr-Kreis). Vgl. Stammtafel Urbach.
  2. Uhland, Regesten Urbach, nrr. 67, 82. Rau, Urbach, in: LudwigsburgerGbll 21 (1969) 62.
  3. nr. 90.
  4. Crusius, Annales Suevici III, 408: „Mundelshaim. Anno M.CCCC.LX. mortuus est Bernhardus de Vrbach.” Das von Crusius angegebene Todesdatum kann nicht stimmen, denn Bernold ist schon im Jahre 1451 tot (Uhland, Regesten Urbach, nr. 332.). Gerade das ist ein Beweis dafür, daß Crusius den Stein gesehen hat, beruht doch die falsche Lesung (M.CCCC.LX statt M.CCCC.LI) auf einer Verwechslung von X und I, wie sie bei gotischer Minuskel sehr leicht möglich ist.
  5. Uhland 223, 259.
  6. Uhland 289.
  7. Rau, Hans von Urbach, in: LudwigsburgerGbll 22 (1970) 16–21. Uhland 227, 250, 324.
  8. Uhland 330. – Vgl. nr. 103.
  9. Uhland 316, 317.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 177 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0017702.