Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 151 Markgröningen, ev. Stadtkirche St. Bartholomäus 1490?

Beschreibung

Grabdenkmal eines Kindes aus der Familie von Reischach (Elisabeth? oder Walpurg?). Im westlichen Kapellenanbau am südlichen Seitenschiff, an der Südwand unter dem Mittelfenster. Hochrechteckige Platte aus graugelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im muldenförmig vertieften Feld die Figur der Verstorbenen in schmucklosem, langem Gewand – wohl ein Totenhemd; die langen Haare sind durch ein Stirnband mit Rosette über der Stirn zusammengehalten; unter dem Kopf ein Kissen. Vier Wappen in den Ecken. Oberfläche im unteren Drittel bestoßen und durch abgeblätterten Ölfarbanstrich beschädigt, Buchstaben nur an der Fußleiste gut erhalten, sonst schwarz nachgezogen.

Maße: H. 203, B. 83, Bu. 6–7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno d(omi)ni M° cccc° lxxxxa) / [. . . . . . ivng] frow von Rischach. . . . . . . . . . am sontag nach bartolome(us) / der got gnedig svn / wel amen vnd ist gewesen im xi iar vnd lit am kerle /

Datum: 29. August?

Wappen:
ReischachSpeth
unkenntlichunnkenntlich

Kommentar

Die Identifizierung der Verstorbenen ist nicht eindeutig, weil ihr Vorname zerstört ist. Aufgrund der Ahnenwappen war sie vermutlich eine Tochter des Hans von Reischach zu Reichenstein (gest. 1492), Obervogt zu Neuenbürg1, und eine Schwester der Barbara (gest. 1519).2 Das Todesdatum ist vermutlich unvollständig; an die Jahreszahl in römischer Schreibung M cccc lxxxx könnten sich weitere Buchstaben angeschlossen haben, so daß eine Datierung zwischen 1490 und 1499 möglich ist. Da die letzten beiden Buchstaben nur in Farbe angelegt sind, könnte sogar ein früheres Todesdatum in Frage kommen.

Die stilistische Verwandtschaft mit dem Grabmal der Elisabeth Lyher3 in derselben Kirche spricht jedoch für eine Entstehung etwa zur gleichen Zeit – um 1490 – und in derselben Werkstatt. Dies wird durch den Schriftbefund gestützt: die Bildung der Minuskeln ist weigehend identisch, auch hier weiter Wortabstand ohne Interpunktion. Zwar finden wir hier die Vorliebe für Versalien nicht, jedoch ist die Bildung des M mit Querstrich in der Jahreszahl bei beiden Denkmälern gleich. – Die Schlußwendung ist vermutlich als Hinweis auf die Grabstätte zu interpretieren („… und liegt am Chörle“); die Verstorbene wurde wohl außerhalb der Kirche in unmittelbarer Nähe der Seitenkapelle bestattet, in der sich das Denkmal befindet.4

Textkritischer Apparat

  1. Gesichert nur bis lxx, die folgenden Buchstaben aufgemalt, danach Fehlstelle, von willkürlich eingefügter Rankenmalerei überdeckt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Stammtafel Reischach.
  2. Vgl. nr. 109. – Kindler v. Knobloch nennt das hier angesprochene Mädchen Elisabeth; vgl. Bd. III 466f. (Stammtafel III). Halbey (172f. und Kat. nr. 79) entscheidet sich für Walpurg.
  3. Vgl. nr. 150. – Dagegen Halbey, der keine stilistische Verwandtschaft sieht, obgleich der technische Befund – fein scharrierte Oberfläche, muldenförmig eingetiefter Reliefgrund, spitzwinklig gegeneinandergesetzte Schraffuren an Wappen und Astwerk-Baldachin – übereinstimmt.
  4. Ein vergleichbarer Hinweis bei nr. 458.

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 1859, 251.
  2. Roemer, Markgröningen I 130.
  3. Halbey 1954, 172f. und Kat. nr. 79.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 151 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0015100.