Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 149 Bissingen (Stadt Bietigheim-Bissingen), ev. Pfarrkirche St. Kilian 1490

Beschreibung

Grabplatte des Friedrich Doleator (Bender). Im Langhaus an der Ostwand südlich vom Triumphbogen. Hochrechteckige Platte aus grauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld eingeritzt das Zeichen des Markgröninger Hospitals (Kreuz mit zwei Querbalken), darunter nur z. T. erhalten ein Kelch und ein nicht mit Sicherheit bestimmbarer Gegenstand (Hammer?). Linke Seite und unteres Viertel zerstört durch Verwitterung, Schäden und Flickstellen auch an der rechten Langseite (Buchstabenverluste).

Maße: H. 173, B. 96, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · D(omi)ni · 1490 · / In [. . . . . . . . . . . .]fossa · Friderici · dolea[to]ris · / [. . . . .]

Kommentar

Ein Friedrich Bender ist als Spitalmeister des Markgröninger Heilig-Geist-Spitals von 1468 bis 1482 nachweisbar; als einziger Markgröninger Meister trug er sich 1482 in das Bruderschaftsbuch des Heilig-Geist-Ordens in Rom (Haupthaus S. Spirito in Sassia) ein.1 Da 1484 Alexander Vetter als Spitalmeister belegt ist, scheint Friedrich dieses Amt abgegeben zu haben. Sein Grabstein in Bissingen deutet darauf hin, daß er bis zu seinem Tode hier Pfarrer war. Die erhaltenen Textteile lassen auf ein Distichon mit dem Reim fossaossa schließen.2

1422 war die Bissinger Kirche gleichzeitig mit der Kirche zu Bietigheim dem Markgröninger Spital inkorporiert worden.3 Verschiedene Bauzahlen deuten auf einen Neubau 1517ff. Auf das Spital als Bauherrschaft weist ein Wappenstein im Chor an der Südwand hin: eine querrechteckige Platte aus gelbgrauem Sandstein trägt das Spitalwappen an einem Astwerkstück; Beschriftung C(oenobium) S(piritus)/1518.4 – Der vorliegende Grabstein ist demnach aus dem Vorgängerbau (erste Erwähnung einer „basilica“ im 9. Jahrhundert) übernommen worden.5

Anmerkungen

  1. Zur Person vgl. Militzer 1975, 20 (mit Zitat der älteren Literatur); ferner H. Oechsner, in: Festschrift Markgröningen 1981, 8f.
  2. Damit wäre – über den latinisierten Namen hinaus – frühhumanistisches Gedankengut (vgl. nr. 156) zu belegen.
  3. Nachdem schon 1404 das Patronat zu Bissingen durch die Sachsenheim an das Markgröninger Spital verkauft worden war, schenkte der Graf von Württemberg 1411 diesem auch die Kirche zu Bietigheim; später kam noch die Kirche zu Mühlhausen (Stadt Mühlacker) hinzu, in der sich ebenfalls das Hospitalwappen (dort 1526) befindet; vgl. DI. XXII (Enzkreis) nr. 187. – Zur Besitzgeschichte vgl. OABLudwigsburg 1859, 207f.
  4. Diese Deutung des Monogramms bei H. Roemer, Bissinger Heimatbuch 1955, 22; M. Otto, in: HgW 8 (1957) 75f. – Weitere Bauzahlen: am Westturm „1517“, am Triumphbogen „1520 renoviert 1808“, über dem östlichen Chorfenster „1535“. – 1960/61 wurde eine nachreformatorische Ausmalung freigelegt, die sich aufgrund der Stifternamen auf 1677 und 1691 datieren läßt; vgl. dazu M. Otto, in: HgW (1962) 19–22, 36–38, 44–46; ders., in: LudwigsburgerGbll. 15 (1963) 141–142; Lieske 82–85.
  5. OABLudwigsburg 1859, 207f.

Nachweise

  1. M. Otto, in: HgW 9 (1958) 52.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 149 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0014909.