Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)
Nr. 118† Steinheim a. d. Murr, ehemaliges Kloster Mariental 1478
Beschreibung
Gedenkstein an der linken Seite des ehemaligen Haupteingangs. Vermutlich ist der Stein im Zusammenhang mit der Zerstörung des Klosters im Jahre 1643 abgegangen.1 Über Form und Ausführung ist nichts überliefert.
Zitiert nach Crusius.
Anno Domini M.CCCC.LXXVIII. Sein die Reformiererin(nen) kommen / auff den nechsten tag nach S(ankt) Veit / deß H(eiligen) Märterers: vnd haben 14. Personen gefunden in vnserm Closter / also genandt. Anna von Helffenstein / Priorin / etc.a)
Datum: 16. Juni
Textkritischer Apparat
- Fortgesetzt vermutlich durch die Namen aller 14 Kanonissen; etc. Zufügung von Crusius.
Anmerkungen
- Senftleber, in: Steinheim an der Murr (1953) 52–66. – Theil, in: Heimatbuch der Stadt Steinheim an der Murr (1980), insbesondere S. 97.
- Theil (wie Anm. 1) 83ff.
- Anna von Helfenstein kommt in den gedruckten Genealogien der Grafen von Helfenstein nicht vor (vgl. Bucelin II. 2. B.; H. F. Kerler, Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Chr. F. von Stälin, Wirtembergische Geschichte, 1856, III, 663).
- Vgl. nrr. 148, 207.
- Vgl. nr. 169. – Über die Anfänge des Klosters vgl. auch nrr. 10 und 11.
Nachweise
- Crusius, Annales Suevici III 85.
- Scholl, Steinheim 25.
- Senftleber (wie Anm. 1) 59.
Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 118† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0011808.
Kommentar
Grund für die in der Inschrift dokumentierte Reform des Dominikanerinnenklosters war die schon seit dem Ende des 13. Jahrhunderts beklagte Verweltlichung der Ordensschwestern. Graf Ulrich V. von Württemberg förderte die Reformbestrebungen nachhaltig, um mit ihrer Hilfe seinen Einfluß auf das unter dem Schutz des Reiches stehende Kloster zu vergrößern. Seiner Intervention ist es wohl zu verdanken, daß auf Anordnung des Ordensgenerals Jakob von Stubach zwei Dominikanerinnen aus dem elsässischen Kloster Unterlinden bei Colmar das Kloster Mariental reformierten.2 Ursula und Kunigunde von Ramstein, vermutlich Geschwister, setzten die Priorin Anna von Helfenstein ab3 und lenkten in der Folgezeit als Priorin und Superiorin die Geschicke des Klosters.4
Die Anfertigung eines Gedenksteines an eine Klosterreform ist bemerkenswert. Es ist zu vermuten, daß mit der Reform nochmals ein Aufschwung des Klosters verbunden war, der mit der inneren Erneuerung auch eine Rückerinnerung an seine Anfänge mit sich brachte. Von daher wäre der Gedenkstein und mit ihm die Erneuerung oder Wiederherstellung eines verschwundenen oder nur fragmentarisch erhaltenen Stiftertympanons erklärlich.5