Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 104 Nussdorf (Gem. Eberdingen), Schloß 1470

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Trutwin. In der „Kreuzgang“-Anlage nördlich des Wohngebäudes; ehemals in Vaihingen a. d. Enz im Bereich der Peterskirche.1 Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift. Im Feld in Ritzzeichnung Astkreuz über schrägstehendem Wappenschild. Oberfläche z. T. abgewittert (Buchstabenverlust).

Maße: H. 193, B. 71, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (erhaben).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni m cccc / lxx · [. .] die · nativitatis · xpi · [. . .] obiit · Joh(ann)es / trutwin · civis / cvi(us) · anima · reqviescat · in · pace /

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1470 [am] Tag Christi Geburt … starb der Bürger Johannes Trutwin, dessen Seele in Frieden ruhen möge.

Datum: 25. Dezember.

Wappen:
Trutwin

Kommentar

Der Verstorbene entstammt der in Vaihingen mehrfach nachweisbaren Familie Trutwin, deren Wappen gleichfalls von den Pforzheimer Patrizierfamilien Rappenherr und Reut (oder Rot) genannt Veyhinger geführt wurde.2 Die Bezeichnung civis deutet auf das Grabmal eines bürgerlichen Laien; somit ist die Identifizierung mit dem Vaihinger Priester Johannes Trutwin3 auszuschließen. Möglich wäre jedoch eine Personengleichheit mit einem im Leonberger Schatzbuch von 1470 genannten „Hans trutwin von vaihingen, der alten Vögtin Tochtermann zu Löwenberg“4; dann wäre er mit einer Tochter des reichen Auberlin Schertlin zu Leonberg verheiratet gewesen.

Vor die ist vermutlich eher in zu ergänzen als ein Zusatz zu der Jahreszahl in römischer Schreibung, da diese durch einen rautenförmigen Punkt als abgeschlossen gelten kann. Die Schrift ist vorzüglich gestaltet und durch die erhabene Ausarbeitung der breiten und flachen Buchstaben als Erzeugnis einer (Vaihinger?) Werkstatt anzusehen, aus der weitere Schriftdenkmäler hervorgingen.5

Anmerkungen

  1. Zur Verschleppung an den heutigen Standort s. Einleitung S. XXII.
  2. Vgl. die Grabsteine des Petrus Reut (gest. 1428) und der Elisabeth Rappenherr geb. Wels (gest. 1429) in der Pforzheimer Stiftskirche; KdmBaden IX 6 (Stadt Pforzheim), 152f. und Abb. 129. – Dagegen führen die Trautwein zu Schwäbisch Hall und zu Stuttgart andere Wappen; vgl. Alberti II 851.
  3. Dieser urkundete 1451 zusammen mit seinem Vetter, dem Vaihinger Schultheißen Heinrich Gremper; 1445/1449 war er an der Universität Heidelberg immatrikuliert; vgl. A. Klemm, in: WürttVjH. AF. 8 (1885) 176; Toepke I 247.
  4. Pfeilsticker 2437, 2541. – Vgl. auch nrr. 135, 245 u. ö.
  5. Vgl. nrr. 102, 110, ferner nr. 58 u. ö.

Nachweise

  1. Klemm, Erinnerungen 1872, Nr. 2, S. 6, nr. 3.
  2. Klemm, Grabschriften 1874, nr. 13, 52.
  3. Ders., in: Bes. lit. Beilage d. Staatsanzeigers für Württemberg 1875, 60.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 104 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0010409.