Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 93 Marbach am Neckar, ev. Pfarrkirche St. Alexander 1464

Beschreibung

Totenschild des Dietrich von Anglach. Innen an der Nordwand des Chores. Rechteckiges Holzbrett; am Rand läuft zwischen aufgeleimten Holzleisten eine schwarz auf silber gemalte Inschrift um. Im Mittelfeld sind ein großes Wappen und rechts oben ein kleiner Wappenschild aufgemalt.

Maße: H. 123, B. 78, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno · domini · M° · cccc° · lxiiii° · / jar · vf · frytag · nach · dem · sontag · reminiscere · jn ·/ der · vasten · starb · her · dieter/ich · von · anglach · ritter · de(m) · got · barnherczig · sy ·

Datum: 2. März.

Wappen:
AnglachBernhausen1

Kommentar

Dietrich von Anglach war nicht pfälzischer Vogt in Marbach, wie wegen der Herkunft seiner Familie aus Gauangelloch (Rhein-Neckar-Kreis) immer wieder behauptet wird.2 Er stand vielmehr im Dienst Graf Ulrichs V. von Württemberg, in dessen Auftrag er im Jahre 1463 eine Reise nach Österreich unternahm, um bei Kaiser Friedrich III. – erfolglos – eine Entschädigung für die Verluste zu erwirken, die sein Herr durch den verlorenen Krieg gegen die Pfalz (1460/62) erlitten hatte.3 Er war mit Elisabeth, einer Tochter des Hans von Bernhausen und der Agnes von Hornstein verheiratet.4 Nach Marbach kam er vermutlich im Zusammenhang mit den häufigen Aufenthalten Ulrichs V. in dieser Stadt seit 1463.5 – Zur rechteckigen Form des Totenschildes sind ähnliche Überlieferungen in Großsachsenheim und Ulm zu vergleichen.6

Anmerkungen

  1. Gespaltener Schild, vorn ein steigender gekrönter Löwe, hinten ein Flügel (Siebmacher WÜA S. 80, Tab. 47).
  2. Zuletzt bei Munz-Kleinknecht, Marbach 53. – Ulrich V. von Württemberg mußte zwar als Konsequenz des verlorenen Krieges gegen die Pfalz im Jahr 1463 Stadt und Amt Marbach dem Pfalzgrafen übergeben, erhielt diese Gebiete jedoch als von der Pfalz gehendes Lehen zurück. Von einer pfälzischen Verwaltung in Marbach kann also zu keinem Zeitpunkt gesprochen werden; vgl. WürttReg. nrr. 4926, 10675. Zur Herkunft von Dietrichs Familie vgl. Alberti I 21, 51.
  3. Sattler, Grafen III 28f.; WürttREg. nrr. 2812, 4611.
  4. Bucelin III. 3. 89. – Der von 1460 bis 1491 als württembergischer Diener genannte Dietrich von Anglach (WürttReg. nr. 2712; Pfeilsticker 202, 1509) könnte eine Sohn des Ehepaares sein.
  5. Vgl. nr. 99. – Dietrichs Grabplatte ist ebenfalls in Marbach erhalten: vgl. nr. 94.
  6. Vgl. unten nr. 198, ferner nr. 82.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 93 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0009309.