Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 85 Markgröningen, ev. Stadtkirche St. Bartholomäus 1459

Beschreibung

Stifterinschrift des Kaplans Walter von Haslach. In dem östlichen Kapellenanbau am südlichen Seitenschiff; an der Ostwand in etwa 5 m Höhe eingelassen. Dreizeilige Inschrift auf der unteren Schräge eines im Querschnitt dreikantigen Werkstücks aus Sandstein, das seitlich schräg zur Wand laufend abgefast ist; braun gefaßt, Buchstaben schwarz nachgezogen.

Maße: H. ca. 25–30, B. ca. 70, Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. Hanc · cappellam · fu(n)dauit · / d(omi)n(u)s · walther(us) · de · haslach · / capellan(us) · in · gruni(n)ge(n)a) · 1459b) /

Übersetzung:

Diese Kapelle stiftete Herr Walter von Haslach, Kaplan in (Mark-) Gröningen 1459.

Kommentar

Die Kapelle schließt in fünf Seiten eines Achtecks und ist zwischen zwei Strebepfeiler des Seitenschiffs eingefügt. Ihr Stern-Netz-Gewölbe trägt drei große runde Schlußsteine mit den Personen einer Deesisgruppe. Ein vierter Stein zeigt eine Halbfigur eines Engels, der ein Meisterschild mit Stz. nr. 2 in Händen hält; das Spruchband darüber ist heute leer. Der Meister konnte bisher nicht identifiziert werden; er hat sein Zeichen auch an der Kirche in Neckarweihingen (Stadt Ludwigsburg) zusammen mit der Bauzahl 1454 am Gewölbe der Sakristei angebracht.

Unterhalb der Stiftungsinschrift ist eine von Stabwerk gerahmte Nische, die ehemals zu einem darunter befindlichen Altarstipes gehörte. Der Altar war dem hl. Matthias geweiht, der in Markgröningen als Patron der Metzger schon im 13. Jahrhundert besondere Verehrung genoß.1 Die Kapelle wird jedoch nicht nach diesem Heiligen benannt, sondern sie wird allgemein als Volland-Kapelle bezeichnet, weil mehrere Glieder der reichen Patrizierfamilie Volland Pfründen stifteten, die mit Kapelle und Altar des hl. Matthias verbunden waren.2 Der Stifter der Kapelle, Walter von Haslach, scheint mit den Volland eng – vielleicht sogar verwandtschaftlich? – verbunden gewesen zu sein, denn er begegnet zusammen mit Erhard Volland (gest. 1483), Richter zu Vaihingen, in einer Kaufurkunde von 1464 Feb. 26.3 In demselben Jahr stiftete dieser Erhard zusammen mit seinem Bruder Heinrich d. Ä. (gest. 1467)4 die reich dotierte Familien-Pfründe der Volland. Damit steht die Stiftung der Kapelle 1459ff. in Einklang; der Bau wird 1464 vollendet gewesen sein. Die Lesung 1479 statt des eindeutigen Befundes 1459 ist auch aus diesen Gründen abwegig.5

Walter von Haslach ist auch anderweitig gut durch Urkunden belegt; ferner zeugt von ihm der Grabstein, den er für seine Eltern und sich selbst in der Kapelle setzen ließ.6 Aus Kaufurkunden aus den Jahren 1440, 1464, 1466 und 1475 geht hervor, daß er Kaplan zu Gröningen und Sohn des Walter Schneider, Schultheiß zu Hohenhaslach, war.7 Sein Todesdatum ist nicht bekannt.

Die Inschrift ist vorzüglich gestaltet, ausgewogen in den Proportionen, regelmäßig im Duktus. Unter- und Oberlängen sind wenig betont, die Brechung der Buchstabenfüße ist gering und zugunsten von „Quadrangeln“ zurückgedrängt. Die Inschrift beginnt mit einem unzialen H aus der Buchschrift und verwendet sonst keine Versalien. Interpunktion durch Paragraphenzeichen; u statt v.

Textkritischer Apparat

  1. Über dem u ein nicht motivierter Kürzungsstrich, vielleicht um den Umlaut zu bezeichnen.
  2. Gut lesbare gotische Ziffern.

Anmerkungen

  1. Im 13. Jahrhundert soll eine Matthias-Bruderschaft bestanden haben; ein Gewölbeschlußstein im Chor trägt sein Bild. – Vgl. dazu OABLudwigsburg 1859, 267 (Anm.).
  2. Vgl. nrr. 123, 150.
  3. WürttReg. nr. 8851.
  4. Vgl. bei nr. 123.
  5. Die Bauzahl ist bei OABLudwigsburg korrekt gelesen; der Irrtum bei Paulus, Neckarkreis 353, wird seither in der Literatur weitergereicht.
  6. Vgl. nr. 86.
  7. WürttReg. Nrr. 8822, 8851, 8857, 8863.

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 1859, 251.
  2. Paulus, Neckarkreis 353.
  3. Schahl, Neckarschwaben 236.
  4. Kirchenführer Bartholomäuskirche Markgröningen 1957, 8.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 85 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0008507.