Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 80† Marbach am Neckar, ev. Pfarrkirche St. Alexander 1457

Beschreibung

Grabplatte der Ursula von Urbach geborene von Schellenberg. Rechteckige Platte mit umlaufender Randinschrift, im Mittelfeld Wappenschild, darunter ‚Wappenschmuck’.1 Bei der Renovierung der Alexanderkirche im Jahre 1928 wurde der Stein nördlich des Turms vor dem Westportal des Langhauses im Erdboden aufgefunden. Er war zerbrochen und wurde wieder abgedeckt, seither verschollen.

Text der Inschrift nach Fiechter.

Maße: H. 193, B. 95 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. + anno · d(omi)ni · m · cccc · lvij · iar · sta[rb] · vrssal · von schell[e]mberg · vf · mitwoch · vor · letare

Datum: 23. März.

Wappen:
Schellenberg

Kommentar

Eine Ursula von Schellenberg wird zwischen 1411 und 1437 mehrfach als Gattin des Georg von Urbach genannt.2 Sie war die Tochter des Marquard von Schellenberg zu Gaienhofen (Lkr. Konstanz) und der Margret von Ellerbach.3 Ihr Ehemann wird erstmals im Jahre 1400 erwähnt.4 Er saß anfänglich zu Waldenstein5 und besaß reichen Streubesitz im Rems- und Wieslauftal, den das Ehepaar zwischen 1410 und 1440 verkaufte6; 1441 nahm er seinen Sitz auf Burg Liebeneck (Stkr. Pforzheim), einem Lehen des Markgrafen von Baden, als dessen Vasall er seit 1422 auftritt.7 Um 1450 ist er gestorben.8 Beziehungen zur Stadt Marbach sind weder für ihn noch für seine Ehefrau nachzuweisen.9 Sie ist jedoch die einzige Angehörige der im Bodenseegebiet begüterten Familie Schellenberg, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts am mittleren Neckar ansässig war.10

Anmerkungen

  1. So der Abschreiber; vielleicht Ahnenwappen?
  2. Uhland, Regesten Urbach nrr. 201, 203, 211, 237, 243, 246, 272, 279.
  3. Ebd. nr. 201; Bucelin III. 2. 170.
  4. Uhland, Regesten Urbach nr. 170; er war ein Sohn des Hans von U. und Enkel des Bernolt und der Adelheid von Bol (Uhland nrr. 124, 125, 140, 161, 170, 195). Er gehört damit weder zu dem um Mundelsheim ansässigen Zweig des Geschlechts (vgl. Stammtafel) noch zur Linie des Besigheimer Vogtes Bernold ‚des Seidenen’ (anders Rau, in: Ludwigsburger Gbll. 21 (1969) 56 Anm. 2).
  5. Vermutlich Burg Waldenstein bei Rudersberg (Rems-Murr-Kreis); Uhland, Regesten Urbach nr. 200.
  6. Ebd. nrr. 198–200, 201, 212, 233, 237, 243, 246, 251, 260, 292.
  7. Ebd. nrr. 294, 295 und nr. 226.
  8. 1444 tritt er letztmals handelnd auf, 1450 wird er zum letzten Mal erwähnt (Uhland, Regesten nrr. 307, 326).
  9. Am ehesten wäre noch zu vermuten, daß Ursulas Sohn Eberhard (Uhland, Regesten nr. 246), der von 1457 bis 1459 als württembergischer Obervogt zu Vaihingen auftritt (Pfeilsticker 2987), als württembergischer Beamter in Marbach tätig gewesen sein könnte.
  10. 1434 wird eine Ursula als Tochter des Konrad von Schellenberg zu Hüfingen genannt, die anscheinend dem Burkhard von Ellerbach (nicht dem Georg von Urbach!) zur Ehe versprochen war: WürttReg. nr. 9631. Deren Bruder Berthold soll mit einer Ursula aus dem Hause Ellerbach verheiratet gewesen sein (Bucelin III. 2. 172); beide Damen haben keine erkennbare Beziehung zum mittleren Neckarraum. Das Begräbnis einer Ehefrau unter ihrem Mädchennamen ist häufiger zu belegen, vgl. Anna von Venningen, Ehefrau Bernolds von Urbach nr. 103, ferner nr. 44 u. ö.

Nachweise

  1. Fiechter, Grabungsakten der Alexanderkirche, Nr. 31.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 80† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0008007.