Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 79 Riet (Stadt Vaihingen a. d. Enz), ev. Pfarrkirche St. Stephan nach 1456

Beschreibung

Grabplatte von Hans und Trutwin Bombast von Hohenheim. In der Sakristei an der Südwand.1 Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift; im leicht vertieften Feld schrägstehendes Wappen mit Helm und Helmzier in Relief. Oberfläche bestoßen, Kopfzeile und Beginn der rechten Langzeile schräg weggebrochen (Buchstabenverlust), Fußzeile durch Fußbodenbrett zur Hälfte verdeckt.

Maße: H. 187, B. 74, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A[nno] [. . . . . . . . . . / . . . . . .] obijt · hans · et · truttwin · d[e] · hohen/hein · cvius · [a(n)i(m)a] / · requiescat · in sancta · pace · all · hernach · /a)

Wappen:
Bombast von Hohenheim

Kommentar

Das schon im 13. Jahrhundert nachweisbare Geschlecht der Bombast von Hohenheim2 war seit der Veräußerung der Stammburg Hohenheim3 zwischen 1418 und 1424 in Riet ansässig. Ein Hans von Hohenheim wird zwischen 1407 und 1437 wiederholt erwähnt. Er war mit Margarete, „Trutwins Tochter von Vayhingen“, verheiratet. 1456 ist sie als Witwe zusammen mit ihren Söhnen Wilhelm und Trutwin genannt. Der vorliegende Grabstein wurde offenbar gemeinsam für Hans und seinen Sohn Trutwin gesetzt. Da Trutwin 1456 noch am Leben war, ergibt sich eine zeitliche Ansetzung bald nach diesem Jahr, wofür auch die künstlerische Gestaltung des heraldischen Schmuckes und die Formgebung der Schrift sprechen. Die spitz zulaufende Form des Turnierhelms weist auf die Mode der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Die lateinisch abgefaßte Grabschrift endet unmotiviert mit der deutschen Formel „all hernach“. Diese kommt ebenfalls auf dem Grabstein des Dichters und hohen württembergischen Hofbeamten Hermann von Sachsenheim d. Ä. (1364/65–1458) in der Stuttgarter Stiftskirche vor – allerdings dort eingebunden in den Text.4 Auch hier ist die Schlußformel im Sinne eines Memento mori mit der Aussage „Ihr müßt alle wie ich sterben!“ zu verstehen.

Textkritischer Apparat

  1. Schlußformel fälschlich im Singular!

Anmerkungen

  1. Bis zur Kirchenerneuerung 1909 im Boden des Langhauses.
  2. Der berühmteste Vertreter der Familie war der Arzt und Naturforscher Theophrastus Paracelsus Bombast von Hohenheim (gest. 1541). Zur Geschichte und Genealogie (mit Nennung der älteren Literatur) vgl. W. Gonser, in: BllWürttKirchengeschichte 1920, 104–115; ders., in: WürttVjH NF. 30 (1920/21) 177ff.
  3. AmtlKreisbeschreibung Bd. 3, 51. – Heute Stadtteil von Stuttgart.
  4. Grabschrift in Gedichtform, vermutlich von Hermann von Sachsenheim selbst verfaßt; Wortlaut bei G. Wais, Die Stuttgarter Stiftskirche. Stuttgart 1952, 77. Die Schlußformel lautet dort: „… ir miessend sicher all hernach!“ Da der Sachsenheim-Grabstein wohl zu Lebzeiten des Dichters von 1458 entstand, ergibt sich ein etwa gleichzeitiger Zeitansatz. – Die im 16. Jahrhundert beliebte Kurzformel „All hernach“ – vgl. DI. XII (Heidelberg) nrr. 394, 470, 494; DI. XX (Karlsruhe) nrr. 263, 296 – ist im Bearbeitungsgebiet in einem weiteren spätgotischen Beispiel nachweisbar (nr. 165).

Nachweise

  1. Gonser 1920 (wie Anm. 2) 113.
  2. Ders. 1920/21 (wie Anm. 2) 177.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 79 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0007904.