Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 67† Hemmingen, ev. Pfarrkirche St. Laurentius 1442 (?)

Beschreibung

Epitaph für mehrere Glieder der Familie von Hemmingen. Ehemals im Langhaus an der Nordwand; 1977/78 noch vorhanden.1 Holztafel, Inschrift aufgemalt. Wappen, gestürzt angebracht. Gestaltung unbekannt.

  1. Alls man(n) Zhalt / nach Christi unsers Erlösers / geburt · M · CCCCII Jahr am tag / Vor Jacobi Starb der Edel Knecht / Christoffel Von Hem(m)ingen · /Anno M · CCCCIIII · eben am tag / vor Johannis · Starb der Edel Knecht / Friderich Von Hem(m)ingen /Anno MCCCCX Acht tag vor / Laurenty Starb der Edel Knecht / Vlrich Von Hem(m)ingen /Anno MCCCCXXXII am Montag / nach Michaelis Starb der Edel Knecht / Hanns Von Hem(m)ingen der letste dises / Stam(m)ens und Nahmens deren / Seelen Gott genade. /Renoviert: An(n)o 1726.Syrach am · XIIII ·2) / All vergenglich ding mus ein ende nem/men Vnd die damit vmgehen fahren auch/mit dahin. /

Datum: 24. Juli, 23. Juni, 3. August, 30. September (bzw. 6. Oktober).

Wappen:
Hemmingen

Kommentar

Das Sammelepitaph bezieht sich auf die letzten Glieder des Hemminger Ortsadels, dessen ältester Vertreter – Undurft (=Undolf ?) von Hemmingen – 1304 erwähnt ist.3 Die hier angesprochenen Christoph, Friedrich und Ulrich sind urkundlich nicht nachweisbar, wohl aber Hans von Hemmingen, Sohn des Undolf (gest. vor 1392), der zusammen mit seinem Bruder Undolf d. J. in den Jahren 1402, 1408, 1417 und 1429 genannt wird. Aus der Ehe mit Else Schenk von Winterstetten waren 1408 nur Töchter hervorgegangen. Da noch 1439 ein Hans zusammen mit Undolf als Verkäufer ihres Lehnsanteils zu Hemmingen erwähnt wird4, ergeben sich Unstimmigkeiten gegenüber dem Todesdatum des Epitaphs. Undolf erscheint 1443 allein als Lehnsinhaber von einem Viertel an Burg und Dorf Hemmingen; offenbar war der 1439 geplante Verkauf an Hans von Nippenburg gen. Schlegel durch den Tod des Hans von Hemmingen verhindert worden.5 Danach scheint sicher, daß das hier genannte Todesjahr des Hans nicht 1432, sondern 1442 heißen muß. Vermutlich ist die Jahreszahl bei der Renovierung von 1726 falsch eingetragen worden.

Die Beifügung des (deutschsprachigen!) Bibelspruches und die Verwendung zahlreicher Versalien weisen darauf hin, daß das Epitaph 1726 weitgehend erneuert wurde.

Anmerkungen

  1. Die genaue Abschrift vor dem Original wird Herrn Dr. Schiek, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Tübingen, verdankt. – Das gestürzte Wappen erwähnt von Klemm, in: WürttVjH. 3 (1880) 158.
  2. Sir. 14, 20–21.
  3. Zusammenstellung aller bekannten Angehörigen des Geschlechts in: OABLeonberg 1930, 821 Anm. 4.
  4. Zu Hans von Hemmingen ebd. 821f., ferner Rau, Nippenburg 13f.
  5. Vgl. Rau, Nippenburg 14. – Seiner plausiblen Interpretation der Quellenaussagen widerspricht OABLeonberg 1930, 821 Anm. 4a. Jedenfalls hat Undolf d. J. seinen Bruder Hans überlebt; er muß erst kurz vor 1451 verstorben sein, denn in diesem Jahr wurde das Hemminger Lehen als verfallen angesehen und neu verliehen. Somit war Undolf der letzte des Geschlechts und nicht Hans, wie der Epitaphtext behauptet.

Nachweise

  1. OABLeonberg 1852, 158.
  2. OABLeonberg 1930, 817, 821.
  3. Paulus, Neckarkreis 1889, 292.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 67† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0006709.