Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)
Nr. 53 Vaihingen a. d. Enz, Peterskirche, Lapidarium des Heimatmuseums nach 1430?
Beschreibung
Fragment einer Bauinschrift oder einer Grabplatte. Rechteckiges Bruchstück aus weißem, feinkörnigem Sandstein; an den Schmalseiten kurze Abschnitte breiter Schriftleisten mit vertieftem Grund, erhabenen Buchstaben und schmalem Randstreifen; im Feld Ritzzeichnung eines Stabes mit Knauf, oben und unten beschnitten.
Maße: H. 44, B. 64, Bu. 10,7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel (erhaben).
[. . . .] de wyler / [. . . . . . .]/[. . . .]xxx[. . . . .]
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 53 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0005300.
Kommentar
Falls der Stab als Abtsstab mit Krümme über dem Knauf zu ergänzen ist, müßte ein Zusammenhang mit einem Gebäude aus dem Besitz eines der in Vaihingen begüterten Klöster – Maulbronn, Herrenalb, Rechentshofen, Pforzheimer Dominikanerinnen – angenommen werden. Dreht man das Fragment um 180°, so daß der Knauf unten steht, so läßt sich der Stab auch als Schaft eines eingeritzten Kreuzes interpretieren, was für einen Grabstein sprechen würde. Die geringe Breite macht diese Deutung fraglich; umlaufende Schrift schließt die Verwendung als Bauinschrift nicht aus. Die Nippenburg-Bauinschrift von 1468 (ebenfalls als Umschrift gebildet) ist nächstverwandt.1 Auch dort läuft das e in einem kleinen, eingerollten Rüssel aus; die oberen Brechungen der Hasten schwingen fast unmerklich einwärts; die Ober- und Unterlängen greifen über die vertiefte Grundfläche hinaus. Trotzdem besteht in der Bildung des x-Schaft hier schräg nach links geneigt, dort senkrecht mit Querstrich in der Mitte – eine wesentliche Abweichung, die auf eine andere (frühere?) Werkstatt-Tradition weist. – Die eine Schriftleiste enthält das Fragment einer Zahl in römischer Schreibung: auf eine Fehlstelle von 3–4 Ziffern folgen drei Zehner; die Zahl ist wohl auf beiden Seiten beschnitten. Soll das Fragment als Jahreszahl angesehen werden, müßte ergänzt werden: [m cccc]xxx[. . . .] oder [mccccl]xxx[. . . .].2 Angesichts der breiten, kräftigen Bildung der Buchstaben kommt eher eine Ansetzung in die 1430er Jahre in Frage.