Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 30† Besigheim, ev. Stadtkirche St. Cyriakus 1353

Beschreibung

Glocke, auf dem Turm der Stadtkirche seit ca. 1730, vorher in Stuttgart wahrscheinlich im Turm der Stiftskirche. 1903 von Breining beschrieben, im 1. Weltkrieg abgegangen. Die Glocke war der Größe nach die mittlere innerhalb eines Geläutes von dreien, von denen sich nur noch die größte – Dm. 125, H. 100 cm1 – erhalten hat. Schulterinschrift A, am Schlagrand B.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. A

    ANNO DO(MIN)I MIL°III°LIII°a) NOMEN CONPAEb) OSANNA · – VENI S(AN)C(T)E SPIR(ITV)S

  2. B

    AVE MARIA GRACIA PLENA DO(MI)N(V)S TECUM BENEDICTA TV IN MVLIEBRIBVSc) ET BEN(EDIC)T(V)S2)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1353 – der Name der Glocke Osanna – komm, heiliger Geist! – Gegrüßest seist du, Maria etc.

Kommentar

In den Kriegsläuften von 1693 hatten die französischen Truppen die alten Besigheimer Glocken weggeführt. Auf ihre Beschwerde wegen ihres seitdem armseligen Geläutes erhielten die Besigheimer 1728 eine überzählig gewordene Glocke der Stuttgarter Stiftskirche überlassen. Diese wurde die „gar alte bairische Glocke“ genannt, weil sie auf eine Stiftung der Gemahlin des Grafen Ulrich IV. von Württemberg, Elisabeth, Tochter Kaiser Ludwigs des Baiern, zurückgehen soll.3

Textkritischer Apparat

  1. So für M°CCC°LIII°. –
  2. So für CAMP(AN)AE.
  3. So für MVLIERIBVS.

Anmerkungen

  1. Vgl. Deutscher Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 964: Glocke, gegossen 1754 durch Johann Philipp Magnus, Stuttgart.
  2. Luc. 1, 28 und 42.
  3. Elisabeth war in erster Ehe mit Cangrande II. della Scala verheiratet; ihre Hochzeit mit Ulrich (gest. 1388) fand 1362 statt, so daß man eher diese Jahreszahl auf der Glocke erwartet. Die Lesung 1353 ist aber in der älteren Literatur nicht angezweifelt worden. Also müßte Elisabeth die Glocke, die ursprünglich für eine andere Kirche bestimmt war, aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Elisabeth stiftete 1394 ein Seelgerät in die Stuttgarter Stiftskirche und erhielt dort ihr Grabmal (gest. 1402 August 2).

Nachweise

  1. OABBesigheim 1853, 99.
  2. Klunzinger 1857, 92.
  3. Breinig, Besigheim 1903, 150f.
  4. Decker-Hauff, Stuttgart I, 216.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 30† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0003002.