Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 13† Bönnigheim, ev. Pfarrkirche St. Cyriakus 13. Jh.?

Beschreibung

Glocke, ehemals die mittlere in einem Geläut von dreien, 1888 zuletzt erwähnt. Gestaltung im einzelnen unbekannt.

Schriftart(en): Wohl gotische Majuskel.

  1. SACVL SVCRAM SVEHTAM SENNAHOI [=LVCAS MARCVS MATHEVS IOHANNES]

Kommentar

Im Jahr 1897 erhielt die Kirche auf dem Weg über eine Stiftung ein neues Geläute. Damals erwarb die politische Gemeinde die größte der drei Glocken, nämlich die noch erhaltene Glocke von 1359 im Turm des Alten Schlosses.1 Die beiden anderen Glocken wurden eingeschmolzen, so die kleinste von 1631 (Inschrift nicht überliefert) und die hier behandelte mittlere Glocke. Sie war eine der ältesten Glocken des Bearbeitungsgebietes. Wegen ihrer auffällig gestalteten Inschrift war sie mehrmals in der landesgeschichtlichen Literatur erwähnt worden, so daß es möglich ist, ihre Inschrift zu erschließen. Klunzinger2 beschrieb die Inschrift 1844 als „verkehrt und von hinten herein zu lesen“. In seiner systematischen Übersicht über die Glocken Württembergs von 18573 ist die Glocke in der Rubrik „Mit den Namen der vier Evangelisten allein“ (d. h. ohne Jahreszahl) eingeordnet mit dem Zusatz: „mit verkehrter und von hinten herein zu lesender Schrift“.

Es handelte sich also um eine Glockeninschrift mit rückläufiger Wortfolge. Ob die Bezeichnung „verkehrt“ oder „verkehrte Schrift“ bedeutet, daß auch spiegelverkehrte Buchstaben verwendet waren, ist fraglich, denn an anderer Stelle spricht Klunzinger in diesem Fall von „verkehrten Majuskeln“.4 Beide Schreibarten sind von Sigrid Thurm beschrieben und zusammengestellt worden.5 Die in Württemberg besonders zahlreichen Beispiele von Glocken mit rückläufiger Schrift sind ausnahmslos im 13. Jahrhundert (spätestens um 1300) anzusetzen. Für Bönnigheim ist die Glocke als das älteste überlieferte Inschriftendenkmal bemerkenswert.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 31.
  2. K. Klunzinger, Geschichte des Zabergäus und des jetzigen Oberamts Brackenheim. Stuttgart 1841–1844, 125.
  3. Klunzinger 1857, 87.
  4. Ebd., etwa bei einer Glocke in Martinsmoos (Gem. Bulach, Lkr. Calw).
  5. Vgl. Deutscher Glockenatlas WürttHohenzollern, Einleitung S. 17; Katalog nrr. 653 (Drackenstein, 13. Jh.), 1519 (Gammertingen, 13. Jh.), 1608 (Stuttgart-Bad Cannstatt, 1. H. 13. Jh.), ferner mit spiegelverkehrten Buchstaben nr. 1860 (Kaisersbach, 2. H. 13. Jh.).

Nachweise

  1. K. Klunzinger (wie Anm. 2).
  2. OABBesigheim 1853, 139.
  3. Klunzinger 1857, 87.
  4. Keppler 1888, 18.
  5. E. Zipperlen und D. Schille, Bönnigheim, Stadt zwischen Neckar und Stromberg. Bönnigheim 1970 (Zuschreibung an den Meister der Glocke von 1359).

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 13† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0001302.