Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 12 Steinheim a. d. Murr, kath. Pfarrkirche, Riedstr. 3 13. Jh.

Beschreibung

Fragmente von Grabplatten und skulptierten Steinen an der Südseite der Kirche. Die Steine waren beim Abbruch der Gebäude Kleinbottwarer Str. 15–19, die auf dem Grund des ehemaligen Klosters Mariental lagen1, im März 1969 geborgen worden.2 Sie waren zu Bausteinen zersägt worden und hatten beim Wiederaufbau der Wirtschaftsgebäude des Klosters eine neue Verwendung gefunden.

I. Unteres Drittel einer rechteckigen Grabplatte. Zweite Reihe, vierter Stein von links. Sandstein. Auf dem Rand Inschrift umlaufend zwischen eingehauenen Linien. Im Mittelfeld Reste von Sockel und Stamm eines Kreuzes. Rand mit Buchstabenverlust ausgebrochen.

Maße: H. 57, B. 70, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. [. . . . . . . . /. . . . . . . . . . . . . D]EO · GRATA · CEL/ESTI[BV]S · EST · SO/CIA [. . . . . . . . .]DEG[. . . . .]

Übersetzung:

… ist die Gott und den Himmlischen gefällige Mitschwester …

II. Unteres Drittel einer rechteckigen Grabplatte. Erster Stein von rechts. Sandstein. Im Mittelfeld Reste vom Stamm eines Kreuzes. Die linke Seite des Fragments ist abgeschlagen.

Maße: H. 49, B. 55, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. [. . . . . . . . . . . . / . . . . . . . . . .]TA + VIRT/VTUM CE/[. . . . . . . .]

Übersetzung:

Der Tugenden …

III. Kleines rechteckiges Fragment einer Grabplatte; hinten in der Mitte. Sandstein. Erkennbar ist ein Stück der Randinschrift zwischen eingehauenen Linien und ein in den Umrißlinien eingehauener Kreuzbalken.

Maße: H. 42, B. 28, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. FILI[. . . . . .]

Kommentar

Der Stein ist einer Nonne gewidmet. Der Wortrest DEG vielleicht zu HILDEGARDIS ergänzbar? Die Entstehungszeit läßt sich lediglich durch den Baubeginn des Klosters 1255 einerseits und das Verschwinden der gotischen Majuskel andererseits eingrenzen. Da C und E noch offen und unzial sind, G die schneckenförmig runde Gestalt hat und die Hasten von T und I in der Mitte punktförmig verdickt sind, ist die Inschrift vermutlich noch ins 13. Jahrhundert zu setzen. Das Kreuz markiert wohl den Beginn der Inschrift. Der Wortrest TA läßt sich vielleicht zu IACET HIC TVMVLATA (liegt hier begraben) ergänzen. Diese Formel findet sich auf einem Steinheimer Grabstein von 1297 und bildet dort den Schluß der Inschrift.3 Ähnlich könnte auch hier die Umschrift einen leoninischen Hexameter gebildet haben. Auffällig ist das Nebeneinander von unzialen (T, U, A) und noch streng kapitalen Buchstabenformen (E, M, V, offenes C). Das Wort läßt sich wohl zu einer Deklinationsform von FILIA (Tochter) ergänzen, kaum zu FILIVS (Sohn). Die wenigen Buchstaben zeigen kapitale Formen. Das L mit spitzem Winkel zwischen Schaft und Fußbalken läßt erkennen, daß die Inschrift in den Formbereich der gotischen Majuskel gehört und im 13. oder 14. Jahrhundert entstanden ist. Möglicherweise hatten die Nonnen des Klosters gleichartige Begräbnisstätten mit Kreuzgrabsteinen.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 5 und nr. 23.
  2. Vgl. nrr. 10, 169.
  3. Vgl. nr. 11.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 12 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0001204.