Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 10† Steinheim a. d. Murr, ehemalige Klosterkirche 1265?/ 15. Jh.?

Beschreibung

Gedächtnis-Epitaph des Berthold von Blankenstein. Vermutlich beim Klosterbrand im Jahre 1643 vernichtet. Einzelheiten unbekannt.

Zitiert nach Crusius.

  1. Anno Domini M. CC. LV. obijt generosus Baro de . . . . . . . . . . . . . secundus maritus Dominae Elisabethae de Balckenstaina) quorum animae requiescant in pace.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1255 starb der edle Baron von . . . . . . . . . . der zweite Gemahl der edlen Herrin Elisabeth von Balckenstaina), deren Seelen in Frieden ruhen mögen.

Kommentar

Berthold von Blankenstein war edelfreier Herkunft.1 Er entstammte wohl dem in Mühlhausen (Stadt Stuttgart) ansässigen Zweig der Familie und war ein wichtiger Helfer Graf Ulrichs I. von Württemberg. Im Jahre 1251 heiratete er auf dessen Betreiben Elisabeth, die Erbtochter des edelfreien Ritters Albert von Steinheim. Sie war in erster Ehe mit Gerung von Heinriet verheiratet gewesen.2 Im Jahre 1254 gründeten die Eheleute das Frauenkloster Mariental in Steinheim.3 Berthold urkundet letztmals im Jahre 12634, das von Crusius gelesene Todesdatum kann also nicht stimmen. Vielleicht muß es MCCLXV heißen, denn am 21. Februar 1265 stellt Graf Ulrich I. eine Urkunde aus, die offensichtlich auf den kurz zuvor erfolgten Tod Bertholds Bezug nimmt.5 Elisabeth urkundet letztmals im Jahre 1269.6 Als sagenhafte Stifterin des Hartwaldes genießt sie seit dem späten Mittelalter hohe Verehrung im Marbacher Raum.7 Sie soll in Großbottwar begraben sein, vielleicht liegt hier eine Verwechslung mit der Stifterin Detta vor.8 Es ist sehr zu bezweifeln, daß die vorliegende Inschrift im 13. Jahrhundert entstanden ist. Die besondere Hervorhebung Elisabeths deutet auf die Entstehung zu einer Zeit, als ihr Ruhm den seinen zu überstrahlen begann.9

Textkritischer Apparat

  1. Bei Crusius mit der Anmerkung „pro, Blanckenstein.“

Anmerkungen

  1. WUB V nr. 1316. Namengebende Burg Blankenstein bei Wasserstetten (Gem. Gomadingen, Lkr. Reutlingen); Alberti I 66.
  2. Theil, in: Heimatbuch der Stadt Steinheim an der Murr (1980) 58.
  3. Theil (wie Anm. 2) 61ff. Vgl. nr. 169.
  4. WUB VI nr. 1725.
  5. WUB VI nr. 1792.
  6. WUB VII nr. 2064.
  7. Zur Hartstiftung vgl. Kieß, in: LudwigsburgerGbll 20 (1968) 112–135. Willi Müller, in: HgW 2 (1950) 15–18. Willi Müller, in: Steinheim an der Murr (1953) 67–80. Kleinknecht, Zur frühesten Geschichte des Murrgaus, in: LudwigsburgerGbll. 19 (1967) 32–70.
  8. Vgl. nr. 1.
  9. Damit muß nicht die Existenz einer Grabschrift des 13. Jahrhunderts für Berthold von Blankenstein verneint werden. Zweifelhaft ist nur, ob der hier wiedergegebene Wortlaut aus dem 13. Jahrhundert stammt (auch die Formulierung generosus baro spricht dagegen) und nicht vielmehr auf eine Erneuerung des 15. Jahrhunderts zurückgeht; vgl. nr. 169 (Stiftungsinschrift von Kloster Steinheim).

Nachweise

  1. Crusius, Annales Suevici II 85.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 10† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0001008.