Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 51 Golmbach, St. Gangolf 1. D. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Über einem Standring mit schlichter Zarge ein Sechspaßfuß, der in einen mit zwölf Graten aufsteigenden Fußhals übergeht. Die Schaftstücke sind sechsseitig, auf dem unteren die Inschrift A, auf dem oberen Schaftstück Inschrift B, beide eingraviert. Der später hinzugefügte Nodus ist stark abgeflacht und oben mit vegetabilen Ornamenten, unten mit schlichten runden Formen verziert. Über einem Kelchkorb die glockenförmige Kuppa. Der Standring und der Nodus sind erneuert.

Maße: H.: 18,1 cm; Dm.: 11,9 cm (Fuß), 9,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,8–1 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. A

    S(ANCTA)a) MARIA

  2. B

    IHESVS

Kommentar

Die Buchstaben der frühhumanistischen Kapitalis weisen Sporen in Serifenform auf. Der Mittelteil des M endet weit oberhalb der Mittellinie, das A zeigt einen nach links ausgezogenen Deckbalken, das H einen nach unten ausgebuchteten Mittelbalken. Dies deutet auf eine Entstehung im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts hin, in dem sich ähnliche Schriftformen gerade auf vasa sacra finden.1)

Die Herkunft des Kelches bleibt unsicher. Es wird sich wohl doch nicht um den Kelch aus dem Kloster Amelungsborn handeln, den der Klosterverwalter Johann Leonhard 1617 nach Golmbach gegeben oder verkauft hatte, den aber nach 1630 der katholische Abt Johannes Cruse zurückforderte und dessen Verbleib ungeklärt ist.2) Der Kelch könnte andererseits von dem Soldaten Dietrich Fischer aus Warbsen, der im Dreißigjährigen Krieg gekämpft hatte, 1655 der Kirche gestiftet worden sein.3)

Textkritischer Apparat

  1. S(ANCTA)] S mit rechtsschrägem Strich, den Mittelteil durchstreichend, als Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Christine Wulf, Epigraphische Schriften, in: Gertrud Mras et al. (Hg.), Epigraphische Schriften zwischen Mittelalter und Neuzeit (in Vorbereitung, erscheint in der Reihe „Forschungen zur Geschichte des Mittelalters“ im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften).
  2. Vgl. Göhmann, Abendmahlskelch, S. 8f. Mahrenholz, Abtsliste III, S. 212f.; ders., Abtsliste IV, S. 148–166, bes. S. 157.
  3. Kieckbusch, Bürgerleben, S. 270f. (mit Abb.). Nach Werner, Warbsen, Tl. 1, S. 8; auch Tl. 3, S. 282.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 172.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 51 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0005101.