Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 48 Bodenwerder, St. Nicolai 1. D. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Vergoldung schadhaft. Auf dem Sechspaßfuß mit breitem Standring und zweifach gerillter Zarge die eingravierte Inschrift A auf einem mehrfach gewundenen Schriftband; am Anfang der Inschrift vor zwei Hochpunkten ein Ornament, das vor, zwischen und nach den Namen des Mannes als Worttrenner wiederholt wird; außerdem ein sternförmiger Worttrenner. Die aufgenietete Figur des Gekreuzigten zwischen den beiden letzten Worten der Inschrift. Die sechsseitigen Schaftstücke unterhalb des Nodus mit gotischen Fenstern, oberhalb mit Kreuzblumen. Auf den sechs rautenförmigen Rotuli des flachen Nodus die Inschrift B, in Konturschrift graviert; dazwischen lanzettförmige Felder mit gotischen Schmuckformen. Die trichterförmige Kuppa ist schlicht.

Maße: H.: 15,5 cm; Dm.: 14,5 cm (Fuß), 10 cm (Kuppa); Bu.: 0,2 cm (A), 0,6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), frühhumanistische Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/3]

  1. A

    · · margareta naghelaten · wedve · lorenti · foermesters · gaf dussen kelck to der ere gades

  2. B

    I H E S V S

Übersetzung:

Margareta, nachgelassene Witwe von Lorenz Fuhrmeister, stiftete diesen Kelch zur Ehre Gottes. (A)

Kommentar

Bemerkenswert an der gotischen Minuskel in Inschrift A sind neben spitzen Brechungen und spitz ausgezogenen Quadrangeln das Kasten-a, das unten teils offen, teils geschlossen ist. Der untere Bogen des Schluß-s ist rund und nicht gebrochen, der obere Bogen ist zu einem senkrechten Schaft mit Quadrangel reduziert. Die Schäfte des v in wedve stehen weit auseinander. Auffallend ist, daß die Figur des Gekreuzigten genau zwischen die Widmungsworte ere und gades gesetzt ist.

Die Verwendung des Kasten-a in Inschrift A sowie die auf vasa sacra vor allem zwischen 1480 und 1530 gebrauchte frühhumanistische Kapitalis in (B), deuten darauf hin, daß der Kelch, wie sein Gegenstück Nr. 49, als Priesterkelch im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Lorenz Fuhrmeister läßt sich nicht identifizieren.

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Calenberg, S. 13.
  2. Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 19.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 48 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0004804.