Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 192 Bodenwerder, St. Nicolai 1612

Beschreibung

Grabplatte für ein Kind des Franz Erich von Wettberg. Grauer Sandstein. Der hochrechteckige Stein, der sich 1976 außen rechts vom Portal der Nordseite befand,1) steht heute in der Kirche auf der Westseite des Mittelschiffs. Um den Stein verläuft die stark verwitterte Inschrift A, erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt. Im Innenfeld im Relief ein Wickelkind umgeben von vier Wappenschilden, die mit den Beischriften B darunter bezeichnet sind, die Buchstaben erhaben in vertiefter Zeile. Unter der Reliefdarstellung eine heute nur noch in Umrissen vorhandene Kartusche, die früher vermutlich eine weitere Inschrift trug.

Maße: H.: 118 cm; B.: 67 cm; Bu.: 3,4 cm (A), 1,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/1]

  1. A

    A(NN)O 1612 DEN [– – – / – – – / – – – / – – –] BEN [– – –] GE[.....]

  2. B
    V(ON) W(ETTBERG) V(ON) M(ÜNCHHAUSEN) 
    V(ON) G(RONE) V(ON) H(OLLE) 
Wappen:
Wettberg2)Münchhausen4)
(Grone)3)Holle5)

Kommentar

Bei dem Verstorbenen handelt es sich um ein Kind des Franz Erich von Wettberg (1577/79–1623), der seit 1609/10 mit Elisabeth von Münchhausen (gest. nach 1651) verheiratet war. Von ihrem Onkel Statius von Münchhausen erwarb er 1613 eines der vier Burglehen, die dieser in Bodenwerder besaß. Elisabeths Vater Cord von Münchhausen (1560–1604), Statius’ Bruder, war mit Elisabeth von Holle (gest. 1603) verheiratet.6) Franz Erichs Vater Heinrich von Wettberg starb 1619.7) Die Mutter aus der Familie von Grone dürfte aus der 1569 ausgestorbenen Friedländer Linie stammen, aus der auch die Frau seines Vetters Jobst Asche von Wettberg (1578–1644) kam. Franz Erichs Söhne Christoph Curdt und Dietrich Jobst starben „in blühender Jugend“ vor 1644. Mit dem Vetter Jobst Asche von Wettberg starb die Familie 1644 aus.8) 1751 gab es in der Kirche rechts vom Altar noch ein Grabdenkmal des Franz Erich von Wettberg, demzufolge er 1623 im Alter von 45 Jahren gestorben ist. Über dem Taufbecken hing außerdem ein geschnitztes und farbig gefaßtes hölzernes Epitaph desselben.9)

Anmerkungen

  1. Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 22.
  2. Wappen Wettberg (Ochsenkopf). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 131; Bd. 2, Tafel 331.
  3. Wappen Grone (vermutlich Friedländer Linie). Der Wappeninhalt ist aufgrund der Verwitterung nicht mehr zu erkennen. Ergänzung nach der Beschreibung des Epitaphs des Vaters Franz Erich; Rose, Chronik, S. 215.
  4. Wappen Münchhausen (Mönch). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 7 u. Tafel 6.
  5. Wappen Holle (drei Zipfelmützen). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 9 u. Tafel 10. Das Wappen ist kaum noch zu erkennen, die Identifikation ergibt sich aus dem genealogischen Zusammenhang; vgl. die folgende Anm.
  6. Vgl. Stammtafeln Münchhausen, S. 116 u. 147. Krämer, Besitzungen, S. 26f. In den Stammtafeln Münchhausen, S. 147, wird als Franz Erichs Todesdatum der 2. Sept. 1624 (im Alter von 45 Jahren) angegeben; in einer Urkunde vom 15. Juni 1624 wird seine Frau aber bereits als Witwe bezeichnet; vgl. HStAH Dep. 49 A, Nr. 331. Hake, Familiengeschichte, S. 176. Braun gibt als Lebensdaten 1578 bis 1623 an; Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 24.
  7. Franz Erich von Wettberg bittet nach dem Tod seines Vaters Heinrich von Wettberg Bischof Christian von Minden (1566–1633) um die Erneuerung seiner Lehen, Münder 19. September 1619; HStAH Celle Br. 46, Nr. 157, Bl. 2.
  8. Vgl. Roth, Auswertungen, Bd. 2, Nr. 1080 (Leichenpredigt für Jobst Asche von Wettberg). Mithoff, Kdm. Calenberg, S. 144, Anm. 5. Zu der Friedländer Linie der Grones vgl. Behrens, Grone, S. 7–9.
  9. Rose, Chronik, S. 215. Von den auf dem Epitaph angebrachten Wappen werden dreizehn genannt: v. Wettberg, v. Münchhausen, v. Grone, de Werder, v. Holle, v. Holzhausen, v. Oberg, v. Mandelsloh, v. Uslar, v. Spiegel, du Cherchge, v. Reden, v. Badendorf.

Nachweise

  1. Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 22.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 192 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0019202.