Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 169 Deensen, St. Marien und St. Nikolai 1595?, 1607

Beschreibung

Grabplatte für die Geschwister Edeling Dorothea und Burchard von Campe. Roter Sandstein. Hochrechteckige Platte mit den zweizeilig auf der Rahmenleiste umlaufenden Inschriften A (außen) und B (innen) in eingehauenen Buchstaben. Im unteren Teil sind beide Inschriften beschädigt, die Inschrift A ist hier nahezu vollständig zerstört. Im Innenfeld oben ein vertieftes hochrechteckiges Feld mit zwei Vollwappen unter einem großen Engelskopf, die erhaben in vertiefter Zeile gehauenen Wappenbeischriften C und D auf Schriftbändern darunter. Unter den Wappen die eingehauene Inschrift E.

Maße: H.: 100 cm; B.: 60,5 cm; Bu.: 3,2 cm (A), 3 cm (B), 1,5–1,7 cm (C, D), 3,5 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/1]

  1. A

    ANNO · 15 · 9 · 5 · AM · 16 · FEBRVARY · IVMB / · 10 · SLEGE · ABENDESa) · IST · EDELING · DOROTEA · V(ON) · KAMP[E] / [– – –]EN [– – –] / ALTERS 33 WOCHEN SEIN ALHI BEDE BEGRABEN

  2. B

    ANNO 1607 AM 16 FEBRVAY ABEN/DES VMB 10. SLEGE IST BORCHART · V(ON) · KAMPE DER IVN/GERb) IM HERREN S[....]LIG / [E]NTSLAPEN · SEINES ALTERS VIc) IAR : 14 WOCHEN

  3. C

    B(ORCHART) V(ON) KAMPE

  4. D

    A(GNESA) HAKEN

  5. E

    MARCI 101) · / LASET · DIE · KINDLEIN / ZV · MIR · KOMEN · VND / WEHRET · IHN NICHT / DEN · SOLCHER · IST / DAS · HEMMELREICH ·

Wappen:
Campe2)Hake3)

Kommentar

Die Schaft-, Balken- und Bogenenden sind mit Sporen in Serifenform versehen, die in Inschrift E am ausgeprägtesten sind. Die R sind mit geschwungener, durch eine Schwellung betonte Cauda ausgeführt; beide Schrägbalken des K sind geschwungen. SLEGE ist einmal mit kapitalem G ausgeführt (A) und einmal mit unzialem G mit geschwungener Cauda (B). In Inschrift E erinnern die auffälligen Ligaturen mit dem Buchstaben I – die I sind nur an darübergesetzten Punkten zu erkennen – an den 1603 für Deensen gefertigten Taufstein; dies läßt, wie auch die verlängerten unteren Balken von E und L, auf dieselbe Werkstatt schließen; vgl. Nr. 161. Die 1 in den Jahreszahlen und bei 10 in Inschrift A ist gebogen, sonst als Schaft gestaltet; 9 und 6 sind geschlossen, hinzu kommt eine spitze 3.

Inschrift A ist unregelmäßiger ausgeführt und tiefer gehauen als die Inschriften B und E, die sich durch eine besonders regelmäßige Gestaltung auszeichnen. Es erscheint möglich, daß auf der von einer Werkstatt vorbereiteten Platte, die zunächst nur das Bibelzitat E trug, zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten die Sterbevermerke (A u. B) ergänzt wurden. Dies setzt allerdings voraus, daß dabei Platz für eine Ergänzung gelassen wurde.

Die Verstorbenen waren die Kinder von Burchard von Campe d. Ä. (gest. 1639) und Agnesa Hake (1566–1632), die 1592 geheiratet hatten. Edeling Dorothea von Campe war benannt nach ihrer Großmutter Edeling von Closter;4) vgl. Nr. 161. Zu Agnesa Hake vgl. Nr. 236.

Textkritischer Apparat

  1. 10 · SLEGE · ABENDES] Schrägliegend.
  2. Schrägstriche über dem V, möglicherweise zur Bezeichnung des Umlautes.
  3. Das untere Ende des I wie bei einer arabischen 1 als Schlinge ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Mk. 10,14.
  2. Wappen Campe (gespalten, rechts geschacht). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 4 u. Tafel 2.
  3. Wappen Hake (zwei senkrecht gestellte, auswärts gekehrte Haken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 4.
  4. Vgl. Rauls, v. Elze/v. Campe, S. 31; Rauls, Deensen, S. 68. Hake, Familiengeschichte, S. 177.

Nachweise

  1. Rauls, Deensen, S. 68 (nur E).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 169 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0016905.