Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 168 Kirchbrak, St. Michaelis 1607

Beschreibung

Glocke. Bronze. Die erhaben gegossene, zweizeilige Inschrift verläuft zwischen glatten Stegen um die Glockenschulter unter einem Ornamentband aus Ranken, Putten und Köpfen in Medaillons. Den unteren Abschluß bildet ein Band aus floralen Elementen. Der Zeilenanfang ist jeweils durch ein Medaillon markiert. Als Worttrenner dienen Sterne und Rauten.

Maße: H.: 79 cm (ohne Krone); Dm.: 96,5 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/3]

  1. · HINRICH · VND · SIMON · VON · GRONA · IVNCK(ER) · JACOBVS · MYEN · PAS(TOR) · HINRICH · SANDER · / · HINRICH · ALSWED · ALT(ERLEVTE) · EILERD · NIEHOF · RICHT(E)R · M(EISTER) · JOCHIM · SCHRADER · ANNO 1607

Kommentar

Meister Joachim Schrader hat die Glocke, wie die Kirchenrechnung von 1607 notierte, im Ort im Hof des Wirtes Eilert Niehof gegossen.1) An den Kosten beteiligte sich die Gemeinde Kirchbrak mit 21 Talern, der Herzog gab 18 Taler, der Rat von Bodenwerder und die Gemeinde Westerbrak je 10 Taler; 9 Taler legte Breitenkamp zu, je 4 Taler trugen Buchhagen und Heinrichshagen zu den Gesamtkosten von 93 Talern und 13 Groschen bei. Davon wurden 36 Taler für die Glockenspeise aufgewendet, 35 Taler erhielt der Meister als Gießerlohn. Gefeiert wurden der Vertragsabschluß mit dem Meister, der Guß und die Aufhängung der Glocke.2) Der von 1601 bis etwa 1625 nachzuweisende Joachim Schrader hat 1603 und 1610 zwei weitere Glocken in Ammensen und Kemnade gegossen.3) Eilert Niehof war der Pächter des „Unteren Kruges“; vgl. Nr. 129. Der Wirt war möglicherweise zugleich Vogt der Gerichtsherren von Grone, die Bezeichnung als „Richt(e)r“ ist für diese Funktion allerdings unüblich.

Jakob Minius (Myen) aus Steinbrück (Lkr. Hildesheim) studierte ein Semester in Helmstedt, bevor er im November 1597 Pastor in Kirchbrak wurde;4) 1607 wechselte er nach Wennigsen, wo er bis zu seinem Tod im Mai 1626 blieb.5) Als Stifter genannt werden Heinrich (vgl. Nr. 204) und Simon von Grone (1586–1610), der Sohn des 1593 ermordeten Johann (vgl. Nr. 129 bzw. 182 u. 241). Heinrich Sander aus Westerbrak und Heinrich Alschwede (Alswed) aus Kirchbrak waren zum Zeitpunkt des Gusses Kirchenvorsteher (Altaristen, Altarleute).6)

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 309. Hölscher zufolge handelt es sich um den jetzigen Hof Westerbraker Str. 4; Hölscher, St. Michael, S. 17; ders., Kirche und Pastoren, S. 15.
  2. Vgl. ebd., S. 15f.
  3. Vgl. Nr. 159, mit weiteren Belegen, und Nr. 180.
  4. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 123; Bd. 2, S. 213 (Nr. 2734). Martikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 129, Nr. 50a: Jacobus Myenus, Lithopontanus ex ducatu Brunsvicensi, immatrikuliert am 10. März 1597; ebd., S. 136, Nr. 3: Jacobus Myenus, ordiniert am 27. Nov. 1597 in pago Kirchbrack. Hölscher, Kirche und Pastoren, S. 11f.
  5. Vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 489.
  6. Heinrich Alschwede wird 1621 als Besitzer eines Hofes in Kirchbrak genannt; vgl. Hölscher, Kirchbrak 1580. Heinrich Sander ist Hofbesitzer in Westerbrak; Hölscher, 950 Jahre, Kap. 10.

Nachweise

  1. LkAW, Corpus bonorum von Kirchbrak (1751), S. 50f.
  2. Kdm. Kr. Holzminden, S. 309.
  3. Hölscher, Kirche und Pastoren, S. 15.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 168 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0016801.