Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 159† Ammensen, Kirche 1603

Beschreibung

Glocke. Die Glocke ging infolge der Ablieferung im Zweiten Weltkrieg verloren. Die Inschrift verlief zwischen einem mit Putten und in Medaillons gesetzten Köpfen verzierten Rankenfries oben und einem Palmettenfries unten um die Glockenschulter.1)

Inschrift nach Kdm.

Maße: H.: 60 cm (ohne Krone); Dm.: 71 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.2)

  1. DA PACEM DOMINE3) HINRICVS STRVBIVS PASTORJOST NOLTEN VNT HINRICH WISEN M(EISTER)a) JOCHIM SCHRADERHANS HEINEMANN HAT 5 GVLDEN HIRZV GEBN ANNO 1603

Übersetzung:

Gib (uns) Frieden, Herr. Heinrich Strube, Pastor. Jost Nolte und Heinrich Wiese. M(eister) Joachim Schrader. Hans Heinemann hat 5 Gulden hierzu gegeben. Im Jahr 1603.

Kommentar

Joachim Schrader, der 1607 und 1610 noch zwei weitere Glocken in Kirchbrak und Kemnade gegossen hat (vgl. Nr. 168 u. 180), hat auf der ersteren eine sehr klare Kapitalis verwandt, was die Angabe Steinackers zur Schrift bestätigt. Der bis etwa 1625 nachzuweisende Joachim Schrader hat seit 1601 zahlreiche Glocken im Raum zwischen Hannover, Holzminden, Northeim und Oschersleben angefertigt;4) hinzu kommt möglicherweise eine bereits 1595 in Hehlen entstandene, 1691 umgegossene Glocke, als deren Gießer Steinacker Meister Joachim (Schmider?) nennt.5)

Heinrich Strube aus Alfeld studierte ab September 1589 an der Universität Helmstedt;6) von 1595 bis zu seinem Tod 1648 war er, als Nachfolger seines am 1. April 1595 gestorbenen Vaters Johannes Strube, Pastor in Naensen.7) Jost Nolte und Heinrich Wiese waren zur Zeit des Gusses vermutlich Kirchenvorsteher. Auch Hans Heinemann, der 5 Gulden für den Guß stiftete, dürfte ein Einwohner des Ortes gewesen sein.8)

Textkritischer Apparat

  1. M(EISTER)] X Kdm. Vermutlich verlesen; Verbesserung und Ergänzung wie Nr. 168.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Kdm. Kr. Gandersheim, S. 422.
  2. Steinacker in Kdm. Kr. Gandersheim, S. 422: „Antiqua“.
  3. Mittelalterliche Antiphon nach Ps. 121,7–8; vgl. Corpus Antiphonalium vol. III, Nr. 2090, S. 135.
  4. Nachzuweisen ist der Guß einer Glocke für den Hildesheimer Dom im Jahr 1601, vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 554. Weitere Glocken entstanden im Jahr 1603 für Greene; vgl. Kdm. Kr. Gandersheim, S. 445; 1603 für Hemmendorf; vgl. Mithoff, Kdm. Calenberg, S. 100; 1604 für Harderode; vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 286; 1606 für die Marktkirche in Hannover; vgl. DI 36 (Stadt Hannover), Nr. 239; 1610 zwei weitere Glocken für Adenstedt und 1611 für Nette; vgl. DI 88 (Lkr. Hildesheim; in Vorbereitung); 1612 eine Glocke für Kirchwehren (Region Hannover); vgl. Kdm. Kreise Hannover und Linden, S. 92; 1613 für Limmer (Stadt Hannover), vgl. ebd., S. 103; 1613 für Osterode (St. Ägidien); vgl. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 170; 1614 für Luttringhausen (Lkr. Hameln-Pyrmont); vgl. Kdm. Kreise Hannover und Linden, S. 106; 1615 für Moringen; vgl. Domeier, Moringen, S. 104. Außerdem wurden genannt 1605 eine Glocke in Eitsdorf (Kreis Oschersleben), 1608 in Leveste (Region Hannover), 1616 in Bennigsen (Region Hannover) und 1625 in Rössing (Lkr. Hildesheim); vgl. Walter, Glockenkunde, S. 872.
  5. Steinacker in: Kdm. Kr. Holzminden, S. 348.
  6. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 78, Nr. 124: Henricus Strubius, Alfeldensis, imm. 18. Sep. 1589.
  7. Ebd., S. 120, Nr. 1: Henricus Strubius, Alvendensis, ord. 31. Mai 1595 in pagis Nantzen et Ammensen sub praefect. Graenensi. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 139; Bd. 2, S. 314 (Nr. 4015 u. 4013).
  8. Ein Jobst Nolte wird 1567 und 1589 im Erbregister des Amtes Greene als Mitbesitzer eines Vollmeierhofes genannt, der im Besitz der Familie bleibt; Voß, Ammensen, S. 72 u. 76. 1639 war ein Hans Wiese Mitbesitzer eines Ackerhofes; ebd., S. 63. 1567 ist Curdt Heinemann Besitzer eines Halbspänner-Hofes, 1607 Heinrich Heinemann; ebd., S. 66f. Teilweise abweichende Angaben aus derselben Quelle bei Hahne, Ammensen, S. 13 u. 15.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Gandersheim, S. 422.
  2. Hahne, Ammensen, S. 5 u. 28 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 159† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0015909.