Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 126† Amelungsborn, Klosterkirche 1592

Beschreibung

Gitter um den Taufstein. Das Gitter und der achtseitige Taufstein von 1592 (vgl. Nr. 125) befanden sich bis 1840 auf einer dreistufigen Erhöhung an der Westseite des Langhauses.1) Nach Angabe des Corpus bonorum von 1753 waren auf den sieben Seiten des Gitters – die achte Seite bildete die Westwand – je ein auf Blech gemalter Wappenschild mit einer Beischrift angebracht. Inschrift A unter einem Wappen an der Tür; von da an nach links zunächst die Inschrift B unter dem Wappen von Corvey. Inschrift C unter dem Wappen des Arend von Berckhausen, die Inschriften D–F jeweils unter dem Wappenschild der Familie Töbing, Inschrift G unter dem Wappen des Claus Benghals. An der Tür als weitere Inschrift ein Erneuerungsvermerk des Abtes Christian Heinrich Behm (amt. 1712–1740) von 1728.2) Über der Taufe befand sich noch ein an einem Seil hängender Deckel aus Bronze, der im Dreißigjährigen Krieg verschwand.3)

Inschriften und Maße nach Corpus bonorum.

Maße: H.: ca. 170 cm.

  1. A

    Johannes Grove

  2. B

    V(on) G(ottes) G(naden) Diedericus V(on) B(eringhausen) Erwählter Abt des Kayserl(ichen) Freyen Stifts Corvey

  3. C

    AREND von BERCKHAUSEN

  4. D

    JÜRGEN TOBING, JOHANNES SELIGEN SON

  5. E

    STATIUS TOBING, SELIGEN JOHANNES SON

  6. F

    LEONHARD TOBING, SELIGEN LEONHARDS SON

  7. G

    CLAUS BENGHALS

Wappen:
Grove4)
Stift Corvey5)
Berckhausen6)
Töbing7)
Töbing7)
Töbing7)
Benghals8)

Kommentar

Mit der Aufstellung von Gitter und Taufstein wurde der Umbau des Langhauses der Klosterkirche zur Gemeindekirche von Negenborn fortgesetzt.

Zu den Stiftern des Gitters, zu dem sich ein Gegenstück beispielsweise im Kloster Riddagshausen (heute Stadt Braunschweig) findet, gehörte der römisch-katholische Abt Dietrich (Theodor) von Beringhausen, der von 1585 bis 1616 dem Reichsstift Corvey vorstand und sich als Vorkämpfer der Gegenreformation hervortat.9) Die Familie Töbing ist ein lüneburgisches Patriziergeschlecht, das vom Kloster Amelungsborn dessen Anteile an der Lüneburger Saline gepachtet hatte.10) Es dürfte sich um die Brüder Georg (Jürgen) (IX., 1559–1628) und Statius (II., 1562–1637) sowie deren Vetter Leonhard (V., geb. 1577) handeln.11) Für die Annahme von Mahrenholz, daß Arend von Berckhausen ein Bruder des Corveyer Abtes war, lassen sich keine Belege finden;12) auch wäre diese Abwandlung des Nachnamens sehr auffallend. An erster Stelle der Stifter steht vermutlich der Bürgermeister der zum Reichsstift Corvey gehörenden Stadt Höxter, Johannes Groven (1530–nach 1600), der ein wohlhabender Kaufmann und Rentier war.13)

Anmerkungen

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 136. Göhmann, Taufstein. Heutger, Kloster Amelungsborn, S. 89f.
  2. Repar(ati) 1728. temp(oris) Abb(atis) Christ(iani) Henr(rici). (Repariert zur Zeit des Abtes Christian Heinrich Behm). Vgl. insgesamt das Corpus bonorum von 1753; StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Steinacker zitiert mit leichten orthographischen Abweichungen aus einer anderen Abschrift; Kdm. Kr. Holzminden, S. 136f.
  3. Vgl. StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 5430. Mahrenholz, Abtsliste III, S. 201, Anm. 52 u. S. 217.
  4. Wappen Grove (geteilt). Bestimmung der Wappen nach den Inschriften A–G und den Beschreibungen im Corpus bonorum; StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56.
  5. Wappen des Stiftes Corvey (keine Blasonierung überliefert).
  6. Wappen Berckhausen (ein Wappen mit offenem Helm worauf sich ein roth gekleideter Mohr im Schilde nebst Blumenwerk befindet); StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56. Steinacker versteht die Beschreibung so, daß der Mohr die Helmzier bildet; Kdm. Kr. Holzminden, S. 136.
  7. Wappen Töbing (im Schild ein grüner Baum mit Früchten, auf dem Helm zwei Gaffeln). Vgl. StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56. Kdm. Kr. Holzminden, S. 136. Büttner, Genealogiae: von Töbing, erste Seite zum Stichwort (ohne Seitenzählung).
  8. Wappen Benghals (im geteilten Schild ein roter Balken im gelben Feld, als Helmzier ein Greif). Vgl. StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56. Kdm. Kr. Holzminden, S. 136f.
  9. Vgl. Stüwer, Corvey, S. 264 u. 288.
  10. Vgl. Mahrenholz, Abtsliste III, S. 212. Im Jahr 1600 wurden bei den Töbings in Lüneburg Teile des Amelungsborner Klosterschatzes gefunden, die vermutlich 1542 dorthin in Verwahrung gebracht worden waren; ebd., S. 212f. Vgl. StAW 11 Alt Amelb. Nr. 74, Bl. 16f.
  11. Büttner, Genealogiae: von Töbing, Tab. IV u. VI (ohne Seitenzählung). In Frage kommt auch der Vater des Letzteren, Leonhard (II., 1529–1591), dessen Vater ebenfalls Leonhard hieß (I., gest. 1539); ebd., Tab. IV.
  12. Mahrenholz, Abtsliste III, S. 201. Auch nicht in Frage kommt die hannoversche Ratsfamilie (von) Berkhusen, die einen Querbalken im Wappen führte; vgl. DI 36 (Stadt Hannover), Nr. 118 u. 271.
  13. Vgl. Rabe, Höxter, S. 113f., 156f., 184 u. 293.

Nachweise

  1. Corpus bonorum von Amelungsborn (1753); StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270 (ohne Seiten- oder Blattzählung).
  2. Göhmann, Spurensuche, S. 56.
  3. Kdm. Kr. Holzminden, S. 136f.
  4. Heutger, Kloster Amelungsborn, S. 89f.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 126† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0012603.