Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 117 Kirchbrak, St. Michaelis 1590

Beschreibung

Epitaph für das Kind Anna Maria von Grone. Roter Sandstein, grau übermalt, im Chor links aufgestellt. Das Epitaph in Form einer Ädikula mit Dreiecksgiebel, im Sockelbereich die Inschrift A erhaben in vertieftem Feld. In der von Pilastern gerahmten Nische die Reliefdarstellung der betenden Verstorbenen unter dem Kruzifix mit dem erhaben ausgeführten Titulus B. Auf dem Fries darüber vier Vollwappen, wobei von links nach rechts auf die beiden elterlichen die zwei großelterlichen folgen. Im Dreiecksgiebel die Inschrift C, erhaben in vertieftem Feld. Die Inschriften A und C dunkelgrau vor hellgrauem Hintergrund gefaßt.

Maße: H.: 196 cm; B.: 102 cm; Bu.: 3 cm (A), 2,3 cm (B), 3,2 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskel-t.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/3]

  1. A

    ANNO · 1 · 5 · 9 · 0 · DEN · 14 · APRILIS · AM / AVENDE · TWISKEN · 2 · VND · 3 · IS · DE DOGEt=a)/SAME · ANNA · MARIA · V(ON) · GRONE · IN · GOT / SELIG · ENTSLAPEN · VND · AM · STILLEN ·/ FRIDAGE1) · ALHIR · BEGRAVEN · EHRES · AL/TERS · IM ·. 6 · IARE

  2. B

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM)2)

  3. C

    IOHAN · 3 / ALSO · HEFT · GOD / DE · WERLT · GELEVET · / DAT · HE · SINEN · EINIGEN · SO=/NE · GAF · VP · DAT · ALLE · DE · AN · EN ·/ GELOVET · NICHT · VORLOREN · WERDEN ·/ SVNDER · DAT · EWIGE · LEVENT · HEBBEN3)

Übersetzung:

Im Jahr 1590, den 14. April am Abend zwischen 2 und 3 (Uhr) ist die tugendsame Anna Maria von Grone im 6. Lebensjahr in Gott selig entschlafen und am Karfreitag hier begraben (worden). (A)

Johannes 3: So hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (C)

Wappen:
Grone4)Hake6)
Hohnhorst5)Pladise7)

Kommentar

Bemerkenswert an der klaren, in einheitlich breiter Kontur ausgeführten Kapitalis ist das D mit nach links über den Schaft hinaus verlängerten Bogenenden; der Mittelteil des konischen M endet über der Mittellinie. Dieser Befund und die geschwungene, sich nach unten verjüngende Cauda des R, die Gestalt der Ziffern (eine stark gebogene 1, nach rechts geneigte 5 und eine spitze, z-förmige 2) sowie die Gestalt der ND-Ligatur lassen vermuten, daß die Grabplatte aus derselben Werkstatt stammt, die auch die Grabplatte für den zwei Jahre zuvor gestorbenen Bruder Jürgen von Grone angefertigt hatte; vgl. Nr. 105. Beide Grabdenkmäler sind die einzigen aus der Zeit nach 1550, auf denen die Sprache durchgängig niederdeutsch ist.

Die Eltern der Geschwister waren Heinrich von Grone (1512–1617) und dessen zweite Frau Anna Maria Hake.8)

Textkritischer Apparat

  1. DOGEt=] = eingehauen auf dem Rand.

Anmerkungen

  1. 17. April.
  2. Io. 19,19.
  3. Jh. 3,16.
  4. Wappen Grone (aufgerichtete gerautete Wecke). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 3.
  5. Wappen Hohnhorst (drei Rosen an schräggelegtem Zweig). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 6 u. Tafel 4.
  6. Wappen Hake (zwei senkrecht gestellte, auswärts gekehrte Haken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5, Tafel 4.
  7. Wappen Pladise (drei Stechpalmblätter). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 99; Bd. 2, Tafel 244.
  8. In der Hakeschen Familiengeschichte wird als Todesdatum von Anna Maria Hake irrtümlich das ihrer gleichnamigen Tochter von dem vorliegenden Epitaph angegeben; Hake, Familiengeschichte, S. 176.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 310f.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 117 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0011704.