Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 112† Bevern, St. Johannis 1589

Beschreibung

Grabinschrift für Brun Arndt von Bevern (gest. 1588), seine Frau Gertrud von Falkenberg und seine Schwester Edeling von Bevern, die beide 1589 starben; verfaßt und überliefert von Johannes Letzner.

Inschrift nach Letzner.

  1. Hie liegt Brun Arndt ein fromer ChristVon Beuern, der nun worden istErlöset aus dem JammerthalSein Seel ist in des Himmels SaalSein Leib hie rugt im Grab mit friedtBewaret wol für allem leidtEr war ein fromer EdelmanOhn Erben starb ein guten NahmLies er mit ehren hinder sichWie er sich stetes des befließDarnach auch starb sein fromes WeibDie bey ihm in dem Grabe leytVon Falckenberger Stam vnd GeschlechtGerdruth, Sie Christum liebet rechtSie speiset offt Gotts Diener feinDen Lazarum ohn falschen scheinIhr Seel durchs Wort nun ewig sattIn Gott ist worden, auch nun hatMit Edeling der SchwegerinDie auch ist hie geleget hinEin besser Landt genomen einDa sie all drey wilkomen sein

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Brun Arndt (Braun, Bruno Arnold) von Bevern (1534–1588), der einzige überlebende Sohn Johann von Beverns (vgl. Nr. 69), der in den Akten auch als herzoglicher Rat erscheint,1) starb am 28. August 1588.2) 1558 hatte er Gertrud von Falkenberg aus der nordhessischen, aber auch im paderbornischen Herstelle, in Blankenau, Höxter und bei Holzminden begüterten Familie von Falkenberg geheiratet;3) sie starb wenige Monate nach ihrem Mann am 1. Mai 1589 zwischen fünff und sechsen. Das Paar wurde von Letzner als fromm und mildtätig gepriesen und stiftete in der von Brun Arndts Großvater Brun von Bevern 1506 fundierten Kirche direkt nach Einführung der Reformation einen Predigtstuhl (1569); 1576 ließen sie zusammen mit der Gemeinde die Kirche renovieren.4) Zu dem Begräbnis, das bereits am 1. September 1588 stattfand, ging die Witwe nicht mit; dafür nahmen ihr Bruder Ludolf von Falkenberg, Domherr in Speyer, ihr Vetter (?) Christoph von Falkenberg und ihr Schwager Sievert von Steinberg der Ältere vom Wispenstein teil. Aus der Nachbarschaft erschienen Heinrich und Johann von Grone aus Kirchbrak, zwei Brüder von Haxthausen aus dem Fürstbistum Paderborn, Asche von Campe aus Deensen, Hieronymus und Ernst Hake aus Ohr bzw. Bodenwerder und Buchhagen, sowie Philipp (Lips) und Caspar (Jasper) de Wrede aus Polle.5) Die einzige überlebende Schwester Brun Arndts, Edeling (1528–1589), die 1574 Franz de Wrede (gest. 1584), den Pfandinhaber von Polle (vgl. Nr. 77), geheiratet hatte und als Witwe nach Bevern zurückgekehrt war, lebte nach dem Tod ihrer Schwägerin einige Monate allein auf dem dortigen Burghof, bis auch sie starb.6) Mit Brun Arndt starb die Familie von Bevern aus.7) Herzog Julius von Braunschweig, der schon 1586 genaue Anweisungen für den in diesem Jahr erstmals erwarteten Todesfall gegeben hatte, zog die Lehen des Verstorbenen ein, die er 1590 an Statius von Münchhausen ausgab;8) vgl. Nr. 134.

Obwohl sich mehrere von Letzner überlieferte Inschriften als tatsächlich existierend erwiesen haben (vgl. Nr. 83), ist, vor allem mangels wahrscheinlicher Auftraggeber nach dem Aussterben der Familie, nicht auszuschließen, daß die vorliegende Inschrift niemals ausgeführt wurde.

Anmerkungen

  1. Vgl. Uhden/Sander, Bevern, S. 220f. (Lehnbrief vom 4. März 1569). Als herzoglicher Rat z. B. 1571: HStAH Cal. Or. 32, Nr. 20 (zit. nach Findbuch).
  2. Vgl. HStAH Cal. Br. 14, Nr. 150: Bericht des Oberamtmanns Johann von Halle vom 1. Sept. 1588.
  3. Zu den Besitzungen vgl. Sagebiel, Kanzlerhof, passim. Ersch/Gruber, Art. Herstelle, S. 206. Kieckbusch, Bürgerleben, S. 26, 100 u. 314. Zur Hochzeit siehe Honselmann, Notizen, S. 293. Die Grabplatte eines Johann von Falkenberg (1586–1647/48) findet sich in Meinbrexen; vgl. Nr. 259.
  4. Honselmann, Notizen, S. 290–292, 295f. u. 298. Danach Uhden/Sander, Bevern, S. 223f., 226 u. 228f. Sander, St. Johannis-Kirche, S. 8f.
  5. Vgl. HStAH Cal. Br. 14, Nr. 150: Bericht des Kammersekretärs Lorenz Berkelmann vom 1. Sept. 1588. Zu Philipp und Caspar (Jasper) de Wrede vgl. Nr. 57.
  6. Letzner, Dasselische Chronica, 4. Buch, fol. 183r. Krämer, Besitzungen, S. 23. Die Genealogie der Bevern bei Letzner und, diesem folgend, Krämer muß teilweise korrigiert werden; vgl. Nr. 69.
  7. Vgl. Sander, St. Johannis-Kirche, S. 9f. Zu den illegitimen Nachkommen seines Vaters Johann vgl. Kieckbusch, Bastardbruder.
  8. Vgl. Zadach-Buchmeier, Merians Beschreibung, S. 16. Krämer, Besitzungen, S. 23f. HStAH Cal. Br. 14, Nr. 628. Zu den Anweisungen des Herzogs, alle Besitztümer – einschließlich des Burghofes – sofort in Besitz zu nehmen, vgl. HStAH Cal. Br. 14, Nr. 150.

Nachweise

  1. Letzner, Dasselische Chronica, 4. Buch, fol. 183r.
  2. Uhden/Sander, Bevern, S. 238 (nach Letzner).
  3. Sander, St. Johannis-Kirche, S. 10 (nach Letzner).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 112† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0011209.