Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 104† Eschershausen, St. Martin 1588

Beschreibung

Sog. Bürgerglocke. Die Glocke, die 1751 noch vorhanden war, wurde vermutlich 1777 durch Johann Conrad Greten aus Braunschweig umgegossen.1) Der Ort der Anbringung der in der Abschrift von 1751 teilweise normalisierten Inschriften ist unbekannt.

Inschriften nach Corpus bonorum.

Maße: H.: ca. 88 cm (3 Fuß 1 Zoll ); Dm.: ca. 107 cm (3¾ Fuß ).

  1. A

    M(eister) Johann Poick hat mich gegoßen . Anno M. DLXXXVIII . M(agistro) . Johanne Möllero Past(ore) . Tilemanno Kese Capell(ano) : Heinrich Christoph Randolff . Heinrich Schmidt . Altarleute .a)

  2. B

    Ich diene gott und dem Menschen .

Übersetzung:

Meister Johann Poick hat mich gegossen im Jahr 1588, als Magister Johann Möller Pastor und Tilemann Keese Diakon waren. Heinrich Christoph Randolff (und) Heinrich Schmidt (waren) Altarleute. (A)

Kommentar

Johann Poick hat 1588 noch eine weitere Glocke für die Kirche in Eschershausen gegossen, die sich heute in Holzen befindet; vgl. Nr. 103. Wie dort dürften die Inschriften auch auf dieser Glocke in Kapitalis ausgeführt gewesen sein.

Johann Möller (Moller), geboren in Alfeld um 1555, studierte ab 1572 oder 1573 am kurzlebigen Pädagogium in Gandersheim und zog 1574 mit diesem als Stipendiat des Herzogs Julius an die neugegründete Universität Helmstedt um, wo er am 25. April 1577 zum Magister promoviert wurde.2) Bereits 1576 wurde er zum Präzeptor der kurz zuvor eingerichteten Klosterschule in Amelungsborn ernannt; seit 1578 amtierte er dort auch als Prior, Klosterpfarrer und Pastor von Negenborn. 1580 wurde er zum Primariatspfarrer in Eschershausen berufen, der er bis zu seinem Tod 1608 blieb.3)

Textkritischer Apparat

  1. Auch bei der noch erhaltenen Glocke Nr. 103, damals ebenfalls in Eschershausen, gibt der abschreibende Pastor die Worttrenner, wenn auch nur unvollständig, wieder.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 272. Der Zusammenhang ergibt sich aus den Dimensionen der dort unter 2. genannten, durch ihre Inschrift als umgegossen bezeichneten Glocke von 1777, die einen Durchmesser von 105,5 cm und eine Höhe (ohne Krone) von 78 cm aufweist. Die vorliegende Glocke wird bei Steinacker durch einen Druckfehler auf 1788 statt 1588 datiert, obwohl er selbst das Corpus bonorum von 1751 als Quelle angibt.
  2. Vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 1, Nr. 21; S. 3, Nr. 4 (mit Anm.); S. 46, Nr. 7.
  3. Vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 49, Nr. 5. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 1 (Amelungsborn), 140 (Negenborn) u. 81 (Eschershausen); Bd. 2, S. 208, Nr. 2678. Mahrenholz, Abtsliste II, S. 209. Kieckbusch, Lateinschule, S. 56.

Nachweise

  1. LkAW, Corpus bonorum von Eschershausen (1751), S. 58.
  2. Kdm. Kr. Holzminden, S. 272 (A unvollständig, B nach dem Corpus bonorum).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 104† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0010407.