Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 96 Solling 1585

Beschreibung

Gedenkstein, sog. Stuckenstein. Roter Sandstein. Der Stein steht südlich von Holzminden im Wald, etwa in Höhe Lüchtringens, ca. 1,5 km östlich der L 550 und etwa 100 m östlich der Hochspannungstrasse (51°47.053 N, 9°27.352 O). Auf der einen Seite ein tief eingehauenes nasenbesetztes Kreuz auf einem abgetreppten Bogensockel, die Kreuzeswinkel fast kreisförmig, die Nasen stumpf endend, auf der anderen Seite zwischen eingehauenen Linien die eingehauene Inschrift, schwarz ausgelegt. An der Oberkante des Steins Verluste, die bis an die Jahreszahl reichen.

Maße: H.: 105 cm; B.: 65 cm; Bu.: 4,5–5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg Lampe) [1/2]

  1. 15 · 85 / ARNDT · STVCKEN ·/DER GODT · ERKENNER ·/ ALER HERTXEN · WURDT · / OFFENBAREN · MINE · SMERTXEN ·/WELCHE · DVRCH · PVLVER ·/ VNDT · LOT · AN CRISTUS · HIMMELFA=/RDTa)1) · MICH · ALHIE · GLGEBENb) · / HABEN · DEN DOT ·

Übersetzung:

1585 Arndt Stucke. Gott, der in alle Herzen schaut, wird meine Schmerzen offenbaren, die hier an Christi Himmelfahrt, verursacht durch Pulver und Blei, mir den Tod gebracht haben.

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Schaft-, Balken- und Bogenenden der Buchstaben sind keilförmig verbreitert, in einzelnen Fällen auch mit Sporen versehen; dies gilt besonders für das Schaftende des offenen kapitalen D, weniger für die spiegelbildlich dazu gestalteten kapitalen G. R ist mit geschwungener, spitz zulaufender Cauda versehen, K mit gebogenen Schäften, I mit Punkten. Die 1 ist unten gespalten und links nach oben umgebogen, die rechtsgewendete 5 hat einen verkürzten, rechtsschrägen Schaft mit nach unten gerichtetem Deckbalken.

Arndt Stucke, vermutlich ein Sohn des vom Forstknecht zum Oberförster am Solling aufgestiegenen Hans Stucke (vor 1540 bis nach 1611), wurde am 17. Mai 1576 als „Pirschknecht“ angestellt. Kieckbusch hat zuerst bemerkt, daß er wahrscheinlich nicht von Wilderen ermordet wurde, sondern bei einem Jagdunfall ums Leben kam, wie aus der Bestallung seines Nachfolgers hervorgeht, der Ende Mai 1585 unsers gewesenen wiltschutzens Arndten Stuckens unfals und erschiessens Halben ernannt wurde.2)

Textkritischer Apparat

  1. HimmeLFa=/rdt] L und F sind zusammengezogen, so daß der Eindruck eines E entsteht. Befund: HIMMEEA=/RDT.
  2. GLGEBEN] Der Steinmetz hat offenbar vergessen, die fehlenden Balken des E zu hauen.

Anmerkungen

  1. 1585: 20. Mai.
  2. Kieckbusch, Bürgerleben, S. 125f. Vgl. Ruhlender, Denksteine5, S. 84f.; dort auch die Bestallungsurkunde von 1576. Anders noch in der 4. Auflage, S. 12. Zu Hans Stucke vgl. Graefe, Forstleute, S. 147f. u. ö.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 83.
  2. Ziegenmeyer, Grenz- und Denksteine, S. 77.
  3. Kreuzsteine und Steinkreuze, S. 217 (Abb. des Kreuzes).
  4. Ruhlender, Denksteine3, S. 8–10 (mit Abb.); ders., Denksteine4, S. 10–13 (mit Abb.); ders., Denksteine5, S. 82–85 (mit Abb.).
  5. Kieckbusch, Bürgerleben, S. 125f. (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 96 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0009609.