Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 91 Derental, St. Markus 1581

Beschreibung

Taufstein. Roter Sandstein. Das trommelförmige Becken erhebt sich über vier hockenden Tieren, wohl als Löwen zu identifizieren (die Gemeinde hat sie als Markus-Löwen verstanden und danach im Jahr 2000 ihren Namen angenommen). Die Beckenwand ist mit neun Arkaden verziert. Die Inschriften in den Arkaden eins bis fünf und sieben jeweils auf einer Rollwerkkartusche. In der ersten Arkade die Jahreszahl A1, erhaben in vertieftem Feld; über der Kartusche eingehauen die Inschrift A2 (ein Steinmetzzeichen?). Rechts daneben in der zweiten Arkade die Inschrift B, erhaben in vertieftem Feld, oben und unten von einer heraldischen Rose begleitet, die sich auch in den Bogenzwickeln der Arkaden wiederfindet. In der dritten Arkade die Inschrift C, erhaben in vertieftem Feld. In der vierten Arkade auf einem quadratischen Feld ein Wappenschild mit dem Meisterzeichen (M6) und die erhaben gehauene Inschrift D1; über der Kartusche die eingehauene Inschrift D2. In der fünften Arkade die Inschrift E. In der sechsten Arkade ein Meisterzeichen (M7). In der siebten Arkade die Inschrift F, umgeben von einer Rose oben und drei konzentrischen Kreisen darunter, erhaben in vertieftem Feld. In der achten Arkade ein Engel mit Schwert in der Rechten. In der neunten Arkade Christus am Kreuz mit dem eingehauenen Titulus G. Die erhaben ausgehauenen Inschriften sind in auffallend breiter Kontur geformt. Die Worttrenner in Form von Quadrangeln, außer bei Inschrift D1, wo ein hakenförmiges Zeichen gesetzt ist.

Maße: H.: 92 cm; Dm.: 80 cm (Becken); Bu.: 5,1 cm (A1), 3,6 cm (A2), 7,5 cm (B), 7,2 cm (C), 2,6 cm (D1), 5 cm (D2), 8,2–10 cm (E), 6,2–7,5 cm (F), 2 cm (G).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/3]

  1. A1

    AN(N)O D(OMI)NI / · 1 · 5 · 8 ·1 ·

  2. A2

    H

  3. B

    G G

  4. C

    V(ERBUM) D(OMINI) / M(ANET) I(N) AE(TERNUM)1)

  5. D1

    B · F

  6. D2

    H B

  7. E

    T · S

  8. F

    I · D

  9. G

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)2)

Übersetzung:

Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. (C)

Kommentar

Die Kirche in Derental wurde nach der Neubesiedlung des Ortes unter Beteiligung der Gemeinde neu erbaut und 1577 erstmals genutzt; vgl. Nr. 83 u. 95. Die Initialen dürften für die Gemeindevorsteher (Altaristen) stehen, die die Taufe in Auftrag gegeben haben. Nach Ausweis des 1622 überarbeiteten Erbregisters von 1584 könnte es sich um Johann (Hans) Bittenduffel,3) Hermann Burchhorn oder Hans Büntten (D2), Tönnies Stücken oder Tönnies Scheffer (E) sowie Jorgen Dubbens (F) handeln.4)

Die Gemeinde in Lauenförde hat im selben Jahr einen ähnlich gestalteten Taufstein anfertigen lassen; vgl. Nr. 92. Die stilistischen Gemeinsamkeiten und die charakteristische Form der Ziffern – eine gebogene, am unteren Ende eingerollte 1 und eine rechtsgewendete 5 – deuten auf denselben Steinmetzen hin, dessen Zeichen (M7 in Arkade sechs) sich auch auf diesem findet. Dennoch wirkt die Ausführung der Figuren in Derental gelungener; möglicherweise war ein zweiter Steinmetz (der die Marke M6 in Arkade vier hinterlassen hat?) für diese zuständig. Ein weiterer Taufstein, den einer der Steinmetzen bereits 1577 angefertigt hat – die Tierfiguren, die Arkaden und weitere Schmuckelemente wiederholen sich –, findet sich in Oberscheden im Landkreis Göttingen.5)

Anmerkungen

  1. Protestantische Devise nach 1. Pt. 1,25.
  2. Io. 19,19.
  3. Johann Bittenduffel soll aus Flandern nach Derental gekommen sein und dort einen Vollmeierhof übernommen haben; Diekmann, Hausmarken, S. 11. Im Erbregister von 1622 wird als Ackermann Heinrich Bietenduffel genannt, vorher Nedder Bietenduffel; ein Johann Bietenduffel ist Halbspänner; vgl. StAW19 Alt, Nr. 48, S. 417; StAW 19 Alt, Nr. 49, Bl. 166 (1624).
  4. Vgl. StAW 19 Alt, Nr. 48, S. 420 (Jorgen Dubbens), 432 (Hermann Burchhorn), 437 (Tönnies Stücken), 443 (Hans Büntten), 444 (Tönnies Scheffer).
  5. Vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 192 (mit Abb. 150).

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 38 (mit Abb. S. 39).
  2. Mathies, Taufbecken, S. 119f. u. Abb. 123.
  3. Göhmann, Taufengel, S. 50f., Abb. 1.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 91 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0009109.