Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 55 Polle, Burgmuseum 1532 bis ca. 1550

Beschreibung

Grabplatte eines Adeligen. Stein. Die stark abgetretene Platte, die verdeckt im Garten des Pfarrhauses lag, wurde 2008 aufgenommen und in das „Museum Burg Polle“ gebracht; dort ist sie im Eingang aufgestellt. Auf der Platte ist der bärtige, in eine Rüstung gekleidete Verstorbene mit betend erhobenen Händen dargestellt, rechts sein Schwert, links in Höhe der Knie der Helm. In den Ecken vier Vollwappen. Die Platte ist oben um etwa fünf Zentimeter verkürzt. Von der umlaufenden Inschrift sind daher am oberen Rand nur noch die unteren Brechungen der Buchstaben zu erahnen; an der rechten Seite ist die Inschrift abgeschlagen. Am Ende der erhaben in vertiefter Zeile ausgeführten Inschrift eine Rankenzier.

Maße: H.: 194 cm; B.: 122,5 cm; Bu.: 6,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. [– – –] / [– – –] / [.]n Godt Rouet deme Godt / genedih vnd[.] bar(m)her[... ..]ia) Amen ·

Übersetzung:

... (der) in Gott ruht (und) dem Gott gnädig und barmherzig sei. Amen.

Wappen:
?1)Bruch?3)
?2)Ketteler4)

Kommentar

Bemerkenswert an der regelmäßigen gotischen Minuskel ist lediglich das Vorkommen des Bogen-r.

Bei dem Verstorbenen handelt es sich wahrscheinlich um einen Verwandten der Familie Ketteler, der mit Georg (Jürgen) von Wrede ab 1532 nach Polle gekommen sein dürfte. Nach der Position des Wappens unten rechts zu urteilen, stammt seine mütterliche Großmutter oder aber die Mutter seiner Frau aus der Familie Ketteler. Die Verwendung der gotischen Minuskel legt eine Entstehung vor der Mitte des 16. Jahrhunderts nahe; auf der Grabplatte für Gordt Ketteler (gest. 1553) wurde sie nicht mehr verwendet; vgl. insgesamt Nr. 57.

Textkritischer Apparat

  1. bar(m)her[... ..]i] Über dem ersten r könnte sich ein Kürzungsstrich befunden haben. Zu ergänzen im Sinne von: barmherzig sei.

Anmerkungen

  1. Wappen? (geteilte Tierhaut?)
  2. Wappen? (zwei Pfähle); Helmzier: 2 senkrechte Balken, außen jeweils mit einem Geweih.
  3. Wappen Bruch? (schreitender Hund auf mit Schindeln bestreutem Grund); vier Schindeln über dem Hund sind zu erkennen. Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 22 u. Tafel 51.
  4. Wappen Ketteler (Kesselhaken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 10 u. Tafel 11.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 55 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0005509.