Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 41 Allersheim, Stiftungsgut 1516

Beschreibung

Inschriftenstein. Im Nordgiebel der östlichen Scheune. Roter Sandstein. Die Inschrift auf dem querrechteckigen Stein ist erhaben in vertiefter Zeile gehauen, die letzten beiden Ziffern sind teilweise verwittert. Als Worttrenner stehen Rauten mit Zierhäkchen, unter der Inschrift drei eingehauene Kreuze. Über dem Tor daneben, aus demselben Stein, ein kleiner Reliefkopf mit offenem Mund und abstehenden Ohren.

Maße: H.: ca. 40 cm; B.: ca. 107 cm; Bu.: ca. 10 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/1]

  1. · ANNO D(OMINI) · 1516a)

Kommentar

A ist mit nach beiden Seiten überstehendem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken ausgeführt, die Schaft- und Balkenenden sind keilförmig verbreitert. Die beiden N sind relativ schmal gegenüber dem runden O und dem sehr breiten, offenen unzialen D. Dieses D zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit einem ungewöhnlich geformten D auf einer Inschrift in Deensen aus dem Jahr 1527; vgl. Nr. 44. Die Ziffern 1 und 5 reichen unter die Grundlinie, die vertiefte Zeile ist dort nach unten erweitert. Die oben keilförmig verbreiterte, erste schaftförmige 1 ist unten nach links umgebogen und spitz zulaufend; dem folgt der Bogen der mit einem Deckbalken versehenen rechtsgewendeten 5. An dritter Stelle ebenfalls eine schaftförmige 1, bei der das gespaltene untere Ende bemerkenswert ist: Der senkrechte rechte Teil ist unten keilförmig verbreitert, während der linke spitz zuläuft und dem Bogen der beiden ersten Ziffern folgt. Die geschlossene 6 ist im oberen Teil verwittert. Es liegt damit das früheste Beispiel der Verwendung arabischer Ziffern im Landkreis Holzminden vor.

Aus der Lesung des Datums folgt, daß die große Scheune bereits zu der Zeit errichtet wurde, als Allersheim noch ein Außenhof des Klosters Amelungsborn war, und nicht erst von Herzog Heinrich d. J., der die spätere Domäne 1549 bzw. 1555 vom Kloster eintauschte.1) Vgl. auch Nr. 56.

Textkritischer Apparat

  1. 1516] 1556 Kdm.; dem folgt Kieckbusch. An dritter Stelle findet sich aber ein unten gespaltener Schaft, der bei einer 5 ungewöhnlich wäre. Außerdem ist, anders als bei der Abzeichnung von Kieckbusch, kein Platz für den Deckbalken einer 5, der ganz vom Bogen der folgenden, stark verwitterten 6 eingenommen wird.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 1–3. Göhmann, 850 Jahre, S. 120 u. 131f. Kieckbusch, Bürgerleben, S. 12f. (mit den entgegengesetzten Schlußfolgerungen aus der anderen Datierung).

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 3.
  2. Kieckbusch, Bürgerleben, S. 13 (mit Abb. u. Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 41 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0004105.