Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 36† Vorwohle, St. Nicolai 1503

Beschreibung

Glocke. Die Glocke aus der 1891 abgebrochenen romanischen Kirche1) wurde 1836 umgegossen. Die Inschrift A befand sich „wohl am Halse“, an unbekannter Stelle die Jahreszahl B, am Schlag die Inschrift C.2)

Inschriften nach Corpus bonorum.

Maße: H.: ca. 143 cm (5 Fuß ); Dm.: ca. 97,5 cm (3 Fuß 5 Zoll ).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    Det Deus ut sana permaneat ista campana

  2. B

    [m vc iii]a)

  3. C

    Hans Arnemanusb) fecit

Übersetzung:

Gebe Gott, daß diese Glocke immer heil bleibe. (A)

Hans Arnemann hat (sie) gemacht. (C)

Versmaß: Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt; prosodisch fehlerhaft. (A)

Kommentar

Das Corpus bonorum von 1753 (und diesem folgend Steinacker) gibt die Jahresangabe auf der Glocke mit 1303 an, was eine Verlesung sein muß.3) Der Name des Glockengießers deutet vielmehr auf ein Werk des seit 1487 nachzuweisenden Meisters Hans Arnemann hin, der 1508 eine Glocke für Hohenbüchen herstellte; vgl. Nr. 39. Der Glockenspruch findet sich auch auf einer Glocke von 1516 in Brevörde; vgl. Nr. 40.

Textkritischer Apparat

  1. m vc iii] 1303 Corpus bonorum; normalisierte Wiedergabe einer Fehllesung, da arabische Ziffern auf einer Glocke für das Jahr 1303 ausgeschlossen sind. Der in Inschrift C genannte Meister Hans Arnemann verwendete auf allen nachgewiesenen Glocken in gotischen Minuskeln geschriebene römische Ziffern. Nach 1500 hat er die Jahrhunderte auf verschiedene Weise wiedergegeben: m° d° v° (1505) in Hardegsen (Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 96); m ccccc viii (1508) in Hohenbüchen (vgl. Nr. 39); m vc ivi (1507) in Kohnsen (DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 37). Die Verlesung aus einer Form, die der zuletzt genannten Variante entspricht, erscheint am wahrscheinlichsten; demnach wurden 1753 vermutlich die zwei Schäfte des ungewöhnlich plazierten v als cc interpretiert und die Jahreszahl als m ccc iii gelesen, aber als 1303 notiert.
  2. Arnemanus] Armenianus Corpus bonorum. Die Verlesung ist bei Verwendung der 1753 ungewohnten gotischen Minuskel leicht möglich.

Anmerkungen

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 218.
  2. Kdm. Kr. Holzminden, S. 219. Vgl. LkAW, Corpus bonorum von Vorwohle (1753), S. 19f.
  3. Ebd., S. 19. Kdm. Kr. Holzminden, S. 219. Vgl. Anm. a.

Nachweise

  1. LkAW, Corpus bonorum von Vorwohle (1753), S. 19f.
  2. Kdm. Kr. Holzminden, S. 219 (nach Corpus bonorum).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 36† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0003604.