Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 83: Landkreis Holzminden (2012)
Nr. 33 Kemnade, Klosterkirche St. Marien 2. H. 15. Jh.
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Über dem Standring mit von Vierpaßornamenten durchbrochener Zarge erhebt sich ein runder Fuß. Die runden Schaftstücke sind mit gravierten Rauten verziert. Der leicht abgeflachte Nodus mit durchbrochenen Maßwerkformen ist mit sechs rhombenförmigen Rotuli besetzt. Auf die Rotuli verteilt in blauem Schmelz glatt die goldenen Buchstaben der Inschrift. Eine glockenförmige Kuppa schließt den Kelch ab. Eine Fehlstelle an der Vergoldung läßt anhand ihrer Form erkennen, daß sich unter dem i von ihesvs auf dem Fuß früher eine aufgelötete Christusfigur befunden hat; rechts und links von dieser zwei runden Fehlstellen, auf denen jeweils ein Wappenschild gesessen haben dürfte. In der Kuppa eine kreisförmige Reparaturstelle.
Maße: H.: 17,4 cm; Dm.: 12 cm (Fuß), 10,1 cm (Kuppa); Bu.: 0,9 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
i h e s v s
Anmerkungen
- Laut Braun ist der Kelch „um 1500“ entstanden; Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 54.
- Vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 389. Reitemeyer verbindet den Namen Creyten mit einem anderen, größeren Kelch, schreibt einem kleineren dagegen die Inschrift C. v. Esleben zu, die sonst nirgendwo erwähnt wird; vgl. Kulturgeschichtsbild, S. 117 mit S. 183 u. 247. Zu Christoph Friedrich von Esleben und seinen erwiesenen Stiftungen vgl. Nr. 256.
Nachweise
- Kdm. Kr. Holzminden, S. 389.
- Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 54 u. Tafel 92.
Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 33 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0003303.
Kommentar
Die Schäfte von i und h sind unten gebrochen; neben Schaft-s ein rundes Schluß-s, bei dem die Bögen oben bzw. unten gebrochen und durch einen Zierstrich geschlossen sind. Schriftbefund und die ausgeprägten gotischen Formen deuten darauf hin, daß der recht kleine Kelch nicht später als in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist.1)
Steinacker erwägt, ob der Kelch identisch sein könnte mit einem Kelch, der laut dem Corpus bonorum von 1750 der Kirche von einem – 1691 im Kirchenbuch erwähnten – „Musketier Carl Creyten“ geschenkt wurde.2) Da dieser Zusammenhang aber unsicher bleibt, erübrigen sich Spekulationen über die Herkunft des Stücks.