Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 20† Dielmissen, St. Nicolai 1447

Der Gießer namens Hans Arnemann goß die nachweisbaren Glocken zwischen 1487 und 1508.

Beschreibung

Glocke. 1774 von Johann Heinrich Christian Weidemann in Hannover umgegossen. Inschrift A auf der einen Seite, Inschrift B auf der anderen Seite.1) Der Schreiber des Corpus bonorum, der sich bemüht, die gotische Minuskel als Buchstaben mit Brechungen nachzuzeichnen, gibt Inschrift A in fünf zentriert angeordneten Zeilen wieder.

Inschriften nach Zeichnung im Corpus bonorum.

Maße: H.: ca. 83 cm (1 Elle und 2½ viertel).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. A

    Maria / JESUSa) / Anno domini MCCCC / XLVII in die / Albani 2)

  2. B

    Maria bin ich gehetenb)[– – –]c) dedelmissen hebben mi laten ghetenhan[es]d) arneman mi gegoten hade) Got geve allen cristen Selenf) rad

Übersetzung:

Maria. Jesus. Im Jahr des Herrn 1447 am Tag Albani. (A)

Maria werde ich genannt. (Die von) Dielmissen haben mich gießen lassen. Hans Arnemann hat mich gegossen. Gott gebe allen Christenseelen seine Hilfe. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Ein Gießer namens Hans Arnemann goß zwischen 1489 und 1508 nachweislich mindestens fünf Glocken, darunter eine in Hohenbüchen (vgl. Nr. 39) und wahrscheinlich eine in Vorwohle; vgl. Nr. 36. Es könnte dies ein Sohn oder Neffe des hier genannten Gießers sein. Möglicherweise hat der Abzeichner des Corpus bonorum aber auch in der Jahreszahl anstelle von c ein l gelesen, die in der gotischen Minuskel einander sehr ähnlich sind (die Wiedergabe der römischen Zahlzeichen durch Majuskeln kann der Erwartung des 18. Jahrhunderts geschuldet sein; vgl. Nr. 21). Der genannte Hans Arnemann hätte dann 1497 auch die vorliegende Glocke gegossen. Die Namensform Dedelmissen ist für 1440 wie für 1502 belegt.3)

Textkritischer Apparat

  1. JESUS] J H S S Corpus bonorum; J · H · S Kdm.
  2. geheten] gebeven Corpus bonorum. Der Verbesserung durch Steinacker (Kdm.) ist zu folgen.
  3. [– – –]] Das Corpus bonorum vermerkt hinter gebeven: Hier sind ein paar Wörter durch das Anschlagen des Hammers von der Uhr ausgegangen. Wahrscheinlich ist sinngemäß die von vor dedelmissen ausgefallen.
  4. han[es]] han(e?)s Kdm. Im Corpus bonorum ein oder zwei nicht gelesene Buchstaben; nachgezeichnet werden ein gebrochener Schaft im Mittellängenbereich, auf den ein geschwungener Schaft mit Unterlänge folgt.
  5. had] hat Kdm.
  6. Selen] Lelen Corpus bonorum. Die Verbesserung Selen ist in Kdm. als fraglich gekennzeichnet, aber vorzuziehen.

Anmerkungen

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 264.
  2. 21. Juni.
  3. Vgl. Casemir/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Holzminden, S. 64.

Nachweise

  1. LkAW, Corpus bonorum von Dielmissen (1751), S. 14f.
  2. Kdm. Kr. Holzminden, S. 264 (nach Corpus bonorum).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 20† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0002006.