Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 289 Schenklengsfeld, Evangelische Kirche 1611

Beschreibung

Grabplatte der Maria Homberg. Die Platte aus hellem Sandstein steht heute innen an der Südwand des Langhauses. Die Grabinschrift (A) läuft zwischen Linien auf dem Rand um. Im Feld ist oben und unten je ein Wappen angebracht, dazwischen befindet sich das Bibelzitat (B). Beide Inschriften sind in erhabenen Buchstaben ausgeführt, die Wappenschilde als Kontur, die Bilder als Vollrelief auf den Plattenhintergrund aufgelegt. An der oberen linken Ecke ist die Platte beschädigt, rechts und unten ist die erhabene Begrenzungslinie weggebrochen.

Maße: H. 195, B. 75, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/1]

  1. A

    [A]NNO D(OMI)NI 1611 / DEN 18 APRILIS STARB CHRISTLICH MARIA HOMBERG / ELIAE HOMB(ERG) OBER/VOGTS AN DER FVLDA VND WERRA HAVSFRA[W]

  2. B

    HERR ICH HOF/FE AVF DICH / VND SPRECH / DV BIST MEIN / GOTTa) ∙ / PSALM ∙ 311)

Wappen:
Homberg2)Meckbach3)

Kommentar

Elias Homberg, promovierter Jurist(?) und 1613 als Hersfelder Amtmann belegt, war zugleich Obervogt an der Werra,4) heiratete 1613 Elisabeth, Tochter des in demselben Jahr verstorbenen Dr. Hermann Lersner, Vizekanzler der Universität Marburg und hessischer Diener,5) also nach gehöriger Trauerzeit. Homberg stand schon länger in Diensten des Landgrafen Moritz und tätigte für diesen diverse Ankäufe von Musikalien, Büchern und sogar Pferden.6) Die in der Inschrift genannte Funktion als Obervogt an der Fulda ist nicht belegt, doch Rat und Obervogt an der Werra und auch Amtmann von Hersfeld muß Homberg schon länger gewesen sein, sonst hätte er kaum Maria, die Tochter des Landecker Amtmanns und Hersfelder Kammermeisters Johann Balthasar Meckbach 1595 heiraten können; nur aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor.7) Elias war immerhin der Neffe des Tobias Homberg, Lehrmeister des Landgrafen Moritz des Gelehrten.8) In Schenklengsfeld stand der Homberger Hof.9)

Die Schrift ist den Fährnissen erhabener Buchstaben unterworfen, blieb aber weitgehend lesbar. Auffällig ist der Buchstabe B mit sich nicht berührenden Bögen; dieses Phänomen betrifft in eingetiefter Schrift sonst auch das R, hier aber nicht.

Textkritischer Apparat

  1. Das Wort ist in größeren Buchstaben ausgeführt.

Anmerkungen

  1. PsH 31,15.
  2. Kaum drei Glocken 1:2, sondern Bienenkörbe oder Hügel, die einen Dreiberg ergäben, insofern redendes Wappen, vgl. Siebmacher, Hessen 14, Taf. 14.
  3. Eine Lilie, vgl. Nr. 337.
  4. Vgl. Ziegler, Territorium 175; Körner, Frankfurter Patrizier 174.
  5. Vgl. Gundlach, Zentralbehörden III 149 f. mit Anm. 8; auch Acta in Sachen die Fürstliche Marpurgische Succession belangendt, 80.
  6. Vgl. Zulauf, Beiträge 93; Lemberg, Juliane Landgräfin 70.
  7. Nach Strieder, Grundlage VI 164; vgl. auch Schimmelpfennig, Familie Meckbach 69.
  8. Ebd. VI 118.
  9. Vgl. Lerch, Amt Landeck 176.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 289 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0028908.