Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 286† Unterhaun (Hauneck), ehem. Kreuzkapelle 1609
Beschreibung
Jahreszahl, ehemals außen an der ehemaligen Wallfahrtskirche, und zwar an einem nicht näher bezeichneten Bauteil im Süden, wo der Zentralbau der Kreuzkapelle rechteckig überformt worden war. Dazu gehörte anscheinend die Bauzahl, die sonst nicht bekannt ist, wenn man der Aussage Gemelings vertraut, der zu jenem Jahr den Umbau des südlichen Kreuzarms ansetzte.
Nach Gemeling.
1609
Anmerkungen
- Vgl. Kemp, Kulturdenkmäler I 269, auch zum folgenden. Entdeckung durch Wesenberg, Freilegung; als karolingischer Zentralbau identifiziert in ders., St. Crucis.
- Vgl. Wesenberg, St. Crucis 63, Anm. 5.
Nachweise
- Pfarrer Johann Georg Gemeling, in Landesbibliothek Kassel, fol. Ms. Hass. 119c, Konvolut Petersberg und Johannesberg.
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 286† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0028604.
Kommentar
Die seit langem wüste Siedlung Kreuzberg auf der Anhöhe zwischen Johannesberg (heute Stadt Bad Hersfeld) und ehemals Niederhaune (heute Unterhaun) war wohl um eine alte, im Jahre 972 erstmals erwähnte Kapelle entstanden.1) Die Patronatsrechte gingen zusammen mit jenen der zugehörigen Pfarrkirche Hilperhausen im Jahre 1185 vom Hersfelder Stift an seine Propstei Johannesberg, in dessen Einzugsbereich die Kapelle verblieb. Die Siedlung verschob sich nach Unterhaun, dessen Kirche 1736 gebaut wurde; die Kreuzkirche verfiel daraufhin. Heute steht nur ein Mauerrest inmitten des alten Kirchhofs, des sogenannten Bergfriedhofs. Die Grabung von 1937 wies die für frühmittelalterliche Kirchen typische Kreuzform eines Zentralbaus nach, der vom Gewährsmann der Jahreszahl als „wie ein Kleeblat gebauet“ bezeichnet und als sehr alt erkannt wurde.
Die Jahreszahl datiert den bekannten Erweiterungsbau in eine Zeit, in der die „zweite Reformation“ in Niederhessen in vollem Gange war und anscheinend mehrfach Um- und Erweiterungsbauten dem neuen Geist zur Durchsetzung verhelfen sollten. Hier veränderte das Langhaus die alte kreuzförmige Wallfahrtskirche auch äußerlich in eine Gemeindekirche, die allerdings nach nur wenig mehr als 100 Jahren zugunsten der neuen Kirche in Unterhaun aufgegeben und ab 1755 abgerissen wurde. Der Ausgräber Wesenberg fand in den in die Kirchhofmauer eingebauten Resten keine Anhaltspunkte für die Datierung der Gemeindekirche.2)