Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 276 Ausbach (Hohenroda), Evangelische Kirche 1606
Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]
Beschreibung
Grabplatte des Esaias Defernach (?). Die Platte aus rotem Sandstein steht heute außen links vor der Eingangstür zur Kirche, lag bis 1931 im Gang der Kirche. Die Inschrift lief ursprünglich auf dem erhöhten Rand um. Da die obere, untere und die linke Leiste völlig abgetreten sind, ist heute nur noch ein Textrest auf der rechten Leiste zu erkennen. Im Feld ist ein schwach erhabenes Bogensockelkreuz aufgelegt.
Maße: H. 161, B. 85, Bu. 10 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[– – –V]ON / HERSFELT EIN IVBILIERa) IM 1606 WARDT VON [N . M ER– – –]b)
Textkritischer Apparat
- Das B ist als Unzialbuchstabe wiedergegeben.
- Wenige, leider nicht weiterführende Ergänzungen nach Baist, Grabdenkmäler; ders., Ausbacher Kirche mit den Varianten IM J. 1606 und MEP, darin gefolgt von Hörle, der daraus aber bedenkenswert vorschlägt: … WARD ER VON EINEM ER[bärmlichen Tode ereilet]; das reicht jedoch nicht, um den verfügbaren Raum auszufüllen.
Anmerkungen
- Volk und zu Einzelheiten ausführlich Schwarz.
- Vgl. Schmidt, Bürgerbücher Nr. 54, vgl. den Text in StA Bad Hersfeld, Ra 8, 42; der undeutliche Herkunftsort nicht identifiziert, wahrscheinlich im Westen des Reiches, nach Hörle Reith (bei Schlüchtern?, dort ein Hof Reith).
Nachweise
- Baist, Grabdenkmäler.
- Baist, Ausbacher Kirche 23.
- Hörle, Alt-Hersfelder Inschriften 110.
- „Esaias Defernach 1606, Ausbach“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1072> (Stand: 5. 7. 2006, Bearb. Otto Volk, HLGL, nach Angaben von Beate E. Schwarz, Bad Hersfeld).
- Schwarz, Grabstein 132 m. Abb.
Addenda & Corrigenda (Stand: 19. Oktober 2022):
Hinweis zum Kommentar:
Der Text auch bei Klaus Sippel in: ZHG 101 (1996) S. 247 (in der Rezension zu Kultur ‒ Geschichte: Historische Stätten, Denkmäler, vergessene Orte und Museen im Kreis Hersfeld-Rotenburg, hg. von Barbara Händler-Lachmann. Bad Hersfeld: Hessisches Institut für Lehrerfortbildung Außenstelle Bad Hersfeld 1995, 171).
Sippel verweist auf die erste Veröffentlichung bei Hörle und die Absicherung der Umstände nach den Nürnberger Zeugnissen, denen zufolge 1606 tatsächlich ein Goldschmied namens Esaias Defenach „im ambt Fridewald von zweyen reuttern“ erschlagen worden ist, vgl. Theodor Hampe (Hg.), Nürnberger Ratsverlasse über Kunst und Künstler im Zeitalter der Spätgotik und Renaissance [1449] 1474-1618 [1633]. Bd. 2. Quellenschriften für Kulturgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit NF 12,2 (Wien, Leipzig 1904) 363 Nr. 2061, 2063. Der Nürnberger Rat reagierte am 20. und 26. Mai 1606 auf Anschreiben des Hersfelder Rats.
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 276 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0027606.
Kommentar
Esaias Defernach/Devana war ein Hersfelder Juwelier, der 1606 in der Nähe des Ortes Ausbach bei einem Überfall ermordet wurde. Er kam damals aus Nürnberg, wo er Schmuck und Edelsteine gekauft hatte. Als er nach dem 3. März 1606 auf dem Rückweg nach Hersfeld war, übernachtete er noch im Wirtshaus „Zum Engel“ in Vacha.1) Die Namensform ist nicht geklärt. Anscheinend stellt der Eintrag im Bürgerbuch der Stadt Hersfeld zum Jahr 1596, umgeschrieben als „Esaias Devana, ein Jubilier von Reiches lutr…“ ist Bürger geworden für 3 fl.,2) nur eine Verballhornung des fremden Namens dar. Immerhin bestätigt dieser Bürgerrechtseintrag die Information der Inschrift „von Hersfeld“.