Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 261 Ronshausen, Ev. Kirche 1601

Beschreibung

Epitaph des Hartmann Freund, in die südliche Außenwand der Kirche eingelassen,1) links neben dem östlichen Fenster. Die Platte aus grauem Sandstein wird von einer schmalen, schlichten Leiste umlaufen. In das Feld ist eine Tafel mit zwölfzeiliger Inschrift, einer schlichten Grabinschrift (A) und einem Grabgedicht (B), eingestellt, die oben und unten von einer Volute begleitet wird; darüber ein Engel, der die Platte festhält. Die Platte ist stellenweise stark abgewittert. Worttrenner sind durch den Zustand der Platte unspezifisch.

Maße: H. 110, B. 58, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    AM 26. SEPTEMBRIS A(NN)O / 6[0]1a) ∙ IST DER ERBARE HART=/MANb) FREVND IM HERN SE/LIG ENTSCHLAFEN ∙

  2. B

    SEIN SEL LEBET OHN / ALLE KLAG ∙/DER LEIB SCHLEFT BIS / AN IVNGSTEM TAG ∙/AN WELCHEM GOT IHN / VERKLEREN ∙/VNT EWIGER FREVDT / WIRD GEWEREN ∙

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die schlichte Platte, das einfache Formular und die Engelsdarstellung, die nach der hessisch-landgräflichen „zweiten“ Reformation zum Calvinismus in einem Ort ihrer Herrschaft nicht mehr vorstellbar ist, bestätigen die aus der prekären Lesung ermittelte Datierung. Zum Beginn des 17. Jahrhunderts passen aus der Schrift das R, dessen Cauda nicht den Bogen berührt, und dasselbe Phänomen beim K.

Hartmann Freund im Ort Ronshausen steht schon im alten Kämmereibuch der Stadt Rotenburg aus dem Jahr 1590.2) Der Name Freund ist im Hessischen seit dem 16. Jahrhundert und auch im Kirchenbuch Ronshausen vielfach belegt, der Vorname Hartmann nach 1671 (Beginn des Kirchenbuchs) allerdings nicht mehr bei möglichen Verwandten.

Textkritischer Apparat

  1. Keine 1 für 1000 vorhanden; die 6 ähnlich der vorangehenden, die dritte Ziffer abgewittert, anscheinend eine kleine 0, in der oberen Hälfte der Ziffer keine Reste von Steinbearbeitung, eine Variante, die um 1600 verbreitet ist.
  2. Das A im Nexus mit H innen.

Anmerkungen

  1. Die Kenntnis der Platte wird Herrn Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola, Trebur, ein erstes Foto Herrn Andreas Schmidt, Wettenberg, verdankt.
  2. Vgl. Bingemann, Einwohner Sp. 272.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 261 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0026103.