Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 243 Braach (Rotenburg), Evangelische Kirche 1597
Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]
Beschreibung
Epitaph für den Pfarrer Johannes Sutorius (Schuhmacher/Schuster) und seine Frau Catharina. Das ädikulaförmige, farbig gefaßte Holzepitaph hängt an der Südwand des Langhauses über der Empore. In der Nische befindet sich eine goldfarbene Inschriftentafel, auf der oben das Grabgedicht (A) und darunter die Grabinschrift (B) in schwarzen, gemalten Buchstaben angebracht sind. Der Sockel trägt die noch zu (B) gehörige Jahreszahl in goldenen Ziffern.
Maße: H. 152, B. 100, Bu. 3,2 (A), 2,8 (B) cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
HAC REQVIEM CAPIVNT SVTORIVS / AEDE IOANNES /LECTMIa) CONSORS ET CATHARINA / THORI /QVOS EX CONIVGII BINIS IVN=/XERAT ANNIS /VNO SEIVNXIT MORS INTRA MEN=/SE DVOSRVRSVS AT EXCELSA COELI CONIVN=/XIT IN AVLA /QVA MVLTIS SECLIS LAETIOR VNAb) / DIES /FILIVS EX ILLIS SVPEREST ANTO=/NIVS VNVS /CVIVS ERIT TVTOR CHRISTVS ET / IPSE PATER
- B
EXTINCTI SVNT PESTIFERA / LVE HI DVO CONIVGES MA=/RITVS HVIVS ECCLESIAE / PASTOR ∙ 15 ∙ OCTOB(RIS) / VXOR ∙ 28 ∙ SEPT(EMBRIS) / ANNO // 1597
Übersetzung:
(A) In dieser Kirche haben Johannes Sutorius (Schuhmacher) und seine Gefährtin der ausgezeichneten Ehe, Catharina, die Ruhe gefunden. Er (Gott) hatte sie seit zwei Jahren in der Ehe verbunden, und der Tod hat die beiden in einem Monat getrennt. Aber er (Gott) hat sie wiederum in der erhabenen Himmelshalle verbunden, in der ein Tag glücklicher ist als viele Jahrhunderte. Ihr Sohn Antonius ist allein zurückgeblieben, für den Christus Schützer und Vater sein wird.
(B) Ausgelöscht wurden durch die verderbliche Seuche diese beiden Ehegatten, der Ehemann, Pfarrer dieser Kirche, am 15. Oktober, seine Frau am 28. September im Jahr 1597.
Versmaß: Vier elegische Distichen (A).
Textkritischer Apparat
- So aus metrischen Gründen statt LECTISSIMI.
- A kleiner.
Anmerkungen
- Vgl. Hütteroth, Pfarrer 327, wo der Name der Frau als unbekannt angegeben wird.
- Hütteroth, Pfarrer 328.
Addenda & Corrigenda (Stand: 20. Juli 2022):
Hinweis zu Inschrift und Übersetzung:
Dr. Edgar Siedschlag, Witzenhausen, regt eine Korrektur der Lesung und Übersetzung an:
In der 2. Zeile wird gegen die Lesung vom Original LECTMI die Emendation LEGTMI für LEGITIMI vorgeschlagen. Das liegt im Bereich des Möglichen, da die Inschrift nur aufgemalt ist und das vermeintliche C durchaus für G verschrieben sein kann – es fehlt nur die Cauda.
In der 3. Zeile wird aus metrischen Gründen zu BINIS VT IVNX=/ERAT ANNIS ergänzt; das ist gut nachvollziehbar, da das VT in einer freilich knappen Textlücke zu stehen käme.
„Wie der Tod sie (…) nach zwei Jahren Ehe vereinte, so trennte er sie für einen Monat, vereinte sie aber im hochragenden Himmelspalast, wo ein Tag freudevoller ist als viele (weltliche) Jahrhunderte.“
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 243 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0024305.
Kommentar
Johannes Sutorius war ein Sohn des Rotenburger Kaplans Cyriakus Schuhmacher (Nr. 265). Er übernahm im Jahr 1596 zunächst die Stelle des Kaplans in Rotenburg und heiratete dort am 17. Mai 1596 seine Frau Catharina. Im Jahr 1597 bestellte Abt Joachim von Hersfeld Johannes zum Pfarrer von Braach, wo er sein Amt seit dem 10. Mai 1597 bis zu seinem Tod in demselben Jahr ausübte.1) Hütteroth geht davon aus, daß Johannes’ Sohn Antonius als einziger von mehreren Geschwistern das Seuchenjahr 1597 überlebte und sein Vater deshalb schon früher einmal verheiratet gewesen müsse.2) Im Text der Inschrift ist aber weder von einer früheren Ehe des Johannes Sutorius noch von Geschwistern des Antonius die Rede. Aufgrund der kurzen Ehedauer von nur zwei Jahren dürfte Antonius beim Tod seiner Eltern kaum älter als ein Jahr gewesen sein, was auch den letzten Vers erklärt.