Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 229 Nentershausen, Evangelische Kirche 1592

Beschreibung

Epitaph Hermanns I. von Baumbach. Das Denkmal aus gelbgrauem Sandstein ist heute innen in die Nordwand des Langhauses eingelassen. Die in erhabenen Buchstaben ausgeführte Inschrift läuft in einer eingetieften Leiste auf dem erhöhten Rand um. Unter einem auf schlanken Säulen ruhenden Bogen steht im Feld ein vollgerüsteter Ritter ohne Helm, dessen Arme am Körper liegen, während die linke Hand den Griff des Schwertes umfaßt. Der Helm ist neben seinem linken Knie dargestellt. In den Ecken sind vier Vollwappen angebracht, von denen die unteren beiden bis auf die Helmzierden zerstört sind. Hier ist wie auf dem gleichartigen Stein der Ehefrau (Nr. 230) auf den besonderen Umstand hinzuweisen, daß die unteren Helmzierden wegen des tiefen Reliefs vor allem links auf einen schildartigen Hintergrund aufgelegt sind. Die Helmzierden der oberen beiden ragen in die Schriftleiste hinein. Figur und Wappen zeigen Reste einer Farbfassung. Die untere Leiste sowie die untere Ecke der linken Leiste sind zerstört, wodurch Textverlust eingetreten ist. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Maße: H. 194, B. 96, Bu. 3,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/1]

  1. AN//NO// 1 ∙ 5 ∙ 92 ∙ DEN ∙ 2 ∙ IVNII ∙ IST ∙ // D//ER / EDLE ∙ VND ∙ EHRENVESTE ∙ HERMAN ∙ VON ∙ BAVMBACH / [– – – / – – –] IAR ∙ DEM ∙ GOTT ∙ GENADE ∙ AMEN

Wappen:
Baumbach Nauendorf1)
Weitershausen2)unbekannt3)

Kommentar

Die Ausführung der Inschrift in erhabenen Buchstaben, das A mit beidseitig oder weit nach links überstehendem Deckbalken, das spitzovale O sowie der gesamte Duktus der Inschrift und die gleichartige Konzeption der Denkmäler lassen erkennen, daß die Epitaphien für Hermann und seine Frau Elisabeth geb. von Nauendorf (Nr. 230) aus der gleichen Werkstatt stammen.

Hermann wurde 1517 als jüngster Sohn aus der zweiten Ehe Erasmus’ II. von Baumbach mit Ottilie von Weitershausen geboren. Er heiratete 1561 Elisabeth von Nauendorf (Nr. 230). Hermann stand zunächst als Offizier in Diensten der Grafen zu Isenburg und dann der Grafen von Sonnenberg. Später diente er unter Landgraf Philipp von Hessen und wurde schließlich im Dienste der Familie Schönberg zu Glauchau zunächst deren Forst- und Jägermeister und 1567 ihr Amtmann zu Rotenburg an der Saale.4)

Nach der Identifizierungshypothese des linken unteren Wappens weichen die beiden eng verwandten Denkmäler des Ehepaares in eigentümlicher Weise von der Norm ab. Demnach stehen hier links die beiden Wappen der Eltern Hermanns und rechts die der Eltern seiner Ehefrau, wobei das der Mutter noch nicht identifiziert ist. Beim Denkmal für Elisabeth von Nauendorf ist die Konstellation der Wappen noch weiter vom Standard entfernt.

Anmerkungen

  1. Nicht, wie in der Abstammung erforderlich, Weitershausen (fünfmal schräglinksgeteilt, vgl. Siebmacher 1, Taf. 136), sondern Nauendorf (Schräglinksbalken mit 3 Rosen belegt; als Helmzier geschlossener Flug, mit Schildbild belegt), vgl. Siebmacher 1, Taf. 144 (insoweit identisch mit Siebmacher, Nassau 1, 8 mit Taf. 9 zum sächsischen Adel), der unter den thüringischen Wappen die Linie mit den aus einer Krone wachsenden Büffelhörnern als Helmzier anzeigt, dagegen ist das vorhandene Wappen in Siebmacher, Sachsen 3, 114 mit Taf. 74 belegt. Auch die Richtung des Balkens, hier schräglinks wie normal, zeigt an, daß dieses Wappen eigentlich auf die Vaterseite der Ehefrau gehört, nicht auf die Mutterseite Heinrichs.
  2. Schildbild unkenntlich; Helmzier: Büffelhörner (keine Krone).
  3. Schildbild unkenntlich; wegen besonderer Helmzier identisch mit dem oberen rechten Wappen auf dem Epitaph der Ehefrau (Nr. 230).
  4. Baumbach, Familie von Baumbach 65 und Taf. IV.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 229 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0022900.