Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 226 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 1590 o. 1591
Beschreibung
Grabplatte des Georg Rüdiger, im südlichen Querschiff auf dem Boden liegend. Von der Platte aus gelbgrauem Sandstein sind nur ein großer Teil der Figur und ein kleines Stück der linken Schriftleiste erhalten. Ursprünglich lief die Inschrift wohl auf dem Rand um, und die im Dreiviertelrelief erhabene Figur ragte aus dem Feld heraus. Sie ist über der Stirn und unter den Knien verloren. Die Figur des Verstorbenen trägt Halskrause und einen offenstehenden Mantel; die rechte Hand im Handschuh ist auf den Leib gelegt und scheint nach einem Anhänger zu tasten, die linke umfaßte anscheinend einen Handschuh. Nur aus Schlegel weiß man von zwei Wappen über der Figur, selbst wohl übereinander stehend.
Ergänzt nach Schlegel und Wendelstädt.
Maße: H. (Fragm.) 110, B. (Fragm.) 68, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[ANNO DOMINI MDXCI XXIVa) NOVEMB(RIS) HERSFELD(IAE) PIEb) OBIIT M(AGISTER)b) GEORGIVS RVDIGER QV]A[T]VOR ABBA[TVM SECRETARIVS]
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1591, am 24. November (oder am 20. November 1590) starb zu Hersfeld selig Georg Rüdiger, Sekretär von vier Äbten.
unbekannt | unbekannt1) |
Textkritischer Apparat
- MDXCI XXIV Wendelstädt; MDXC XX Schlegel.
- Fehlt Wendelstädt.
Anmerkungen
- Anscheinend zuoberst eine Rose, das wäre dann wohl Rüdiger, darunter ein Löwe, vgl. Schlegel: „Signo eius rosa supra iconem et leone infra eandem supra illam visendis.“
- Hütteroth, Pfarrer 289 und 233.
- Demme, Nachrichten I 71, 78, 277.
Nachweise
- Schlegel, Abbatia, fol. 189v.
- Schlegel, Abbatia (Hs. Gießen) 421.
- Wendelstädt, Bemerkenswerthe Grabsteine 359.
- Neuhaus, Bei den Toten 74 (Ü nach Wendelstädt).
- Hörle, Die Grabsteine im Stift aus dem 16. Jahrhundert 43.
- Wiegand, Kulturdenkmäler 148 (erw.) mit Abb.
- „M. Georg Rüdiger 1591, Hersfeld“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1094> (Stand: 14. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 226 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0022606.
Kommentar
Der Überlieferung bei Wendelstädt wurde hier der Vorzug gegenüber Schlegel eingeräumt, wenngleich eine sichere Entscheidung für das Datum nicht gefällt werden kann. Doch lieferte Wendelstädt mehr Buchstaben, also die lectio difficilior, bei PIE wird man zweifeln dürfen, der Magistertitel nach Schlegel wie beim Grab der Ehefrau (vorangehende Nr.) ist aber zwingend.
Georg Rüdiger stammte aus Melsungen und studierte in Marburg, wo er den Magistergrad erwarb. Ab 1563 war er einer der fünf Visitatoren im Stift Hersfeld. Im Jahr 1577 sollte er gemeinsam mit dem Hersfelder Pfarrer Georg Flüges (Nr. 163) und dem Rotenburger Pfarrer Ernst Möller die Pfarrer und Kirchen in Hersfeld visitieren. Er wirkte als Sekretär der Äbte Crato Melles (Kraft Myle), Michael Landgraf, Ludwig Landau und Crato (Kraft) Weiffenbach2) und zählte mindestens zwischen 1563 und 1581 zu den Räten des Stifts.3) Seine Frau Elisabeth (vorangehende Nr.) ließ er ebenfalls in der Stiftskirche bestatten.
Diese Platte stammt ausweislich der Figur und der nicht an der Grundlinie orientierten Schrift nicht mehr von Valentin Hep, der bis zum Tod Abt Ludwig Landaus 1588 (Nrr. 213 f.) in Hersfeld tätig war; damals schon lassen Abweichungen zur Werkstattschrift erkennen, daß der Meister die Werkstatt nicht so wie früher leitete.