Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 225 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine vor 20. Nov. 1590 o. 24. Nov. 1591

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth Rüdiger. Die Platte aus rotem Sandstein befand sich früher in der Krypta und steht jetzt im Nordquerhaus. Die Grabinschrift (A) läuft auf der erhöhten Leiste zwischen Linien um, das Grabgedicht (B) steht oben im Feld, und darunter befindet sich die Stifterinschrift (C) auf einer Rollwerktafel mit Ziervoluten unten. Der obere Teil der Platte ist weggebrochen, wodurch Textverlust eingetreten ist; mit weiterem schleichenden Verlust ging auch der Rest eines von Hörle noch gesehenen Steinmetzzeichens unter. Als Verstrenner dienen Quadrangel.

Maße: H. 129, B. 73, Bu. 5,5 (A), 4,5 (B), 2,5 (C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    [– – – MICHA]ELI IN CHR(IST)O PLACIDE OBDORMIVIT / ELISABET RVDIGERIN EX/TREMVM TVBE EXPECTA[T – – –]a)

  2. B

    CONIVGIS HOC TVMV=/LO DILECTAEb) RVDIGER OSSA ∙/CO(N)DIDIT AT MENTEM / CHR(IST)E BENIGNE TENES ∙ /TE QVIA COGNOVITc) SEM/PER PRECIB(VS)Q(VE) VOCAVIT ∙ /VIVIT CONSPECTV PER/FRVITVRQ(VE) TVO ∙

  3. C

    M(AGISTER) GEORG RVDIGER LEC=/TISS(IMAE) VXORI MOEST(VS) P(OSVIT)

Übersetzung:

(A) ... starb sanft in Christo Elisabeth Rüdiger und erwartet den letzten (Schall) der Posaune ...

(B) Die Gebeine seiner geliebten Gattin hat Rüdiger in diesem Grab geborgen, aber den Geist nimmst gütig du auf, Christus. Weil sie dich erkannt hat und dich immer in ihren Bitten angerufen hat, lebt sie in deinem Anblick und genießt diesen.

(C) Magister Georg Rüdiger hat (dieses Denkmal) traurig seiner sehr geliebten Frau gesetzt.

Versmaß: Zwei elegische Distichen (B).

Kommentar

Georg Rüdiger (Nr. 226) war Hersfelder Visitator und Sekretär mehrerer Hersfelder Äbte. Wann er nach Hersfeld kam, ist nicht bekannt. Er ist zuerst 1563 in Hersfeld belegt und starb am 24. November 15911) oder schon am 20. November 1590 nach einer anderen Überlieferung. Da er für das Begräbnis seiner Frau in der Stiftsruine sorgte, muß sie demnach zwischen 1563 und 1591 gestorben sein. Näher eingrenzen kann man die Platte nur mit Hilfe der Voluten und der Rollwerktafel sowie der Schriftformen, die alle zusammen in die Zeit kurz vor dem Tod des Ehemannes weisen. Dazu gehören die Buchstabenverbindungen, die nicht ganz spitzen A, die zweibogigen E, der kurze Mittelteil des M, die dünnen Schrägschäfte des N, die kleinen, in der Zeile hochgestellten Q mit eckig anschließender Cauda sowie die sich gelegentlich nicht berührenden Bögen und meist gewölbten Cauden des R, auch offene B, P und R.

Textkritischer Apparat

  1. Schmidt ergänzt hier folgerichtig SONVM; es ist aber noch Raum für mehr Text vorhanden, also ist ggf. SONITVM zu ergänzen, wie es bei Nr. 199 heißt.
  2. I in D eingestellt.
  3. G in O eingestellt.

Anmerkungen

  1. So auch Hütteroth, Pfarrer 289.

Nachweise

  1. Hörle, Die Grabsteine im Stift aus dem 16. Jahrhundert 42.
  2. „Elisabeth Rüdiger, vor 1591, Hersfeld“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1093> (Stand: 17. 10. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 225 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0022507.